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Die Mehrheit will kluge Studiengebühren: Veit Sorger.
Studiengebühren in Österreich sind eine Frage der bildungs-, der standort- und der sozialpolitischen Vernunft. Alle Experten sind sich einig: Im globalen Wettbewerb um Wachstum und Wohlstand spielen die Universitäten und ihre Absolventen eine Schlüsselrolle. Wir werden den globalen Bildungs- und Standortwettbewerb nicht mit - trotz aller lobenswerten Verbesserungen - chronisch unterfinanzierten Massenuniversitäten gewinnen können. Internationale Rankings zeigen, dass der Standort Österreich in den vergangenen Jahren deutlich abgerutscht ist.
Studiengebühren haben sich in zahlreichen Ländern als Steuerungsinstrument bewährt. Wenn 60 Prozent der Studienanfängerinnen und -anfänger nur zehn Prozent der angebotenen Fächer studieren, besteht unbestritten Handlungsbedarf. In Kombination mit Zugangsregelungen sorgen Studiengebühren für eine überlegte Studienwahl und damit für den bestmöglichen Einsatz begrenzter Ressourcen. Angesichts des Ansturms Studierender in manchen Fächern ist es schlichtweg unmöglich, die notwendige Qualität ohne Studienbeiträge und Zugangsregelungen aufrechtzuerhalten.
Aber auch aus einer sozialpolitischen Perspektive heraus sind Studiengebühren sinnvoll und vernünftig. Dies erkennt man, wenn man nicht die Ideologen, sondern die Fakten zu Wort kommen lässt: Berichte zur sozialen Lage der Studierenden zeigen deutlich, dass die soziale Durchmischung an den gebührenpflichtigen Fachhochschulen wesentlich besser funktioniert als an den frei zugänglichen Universitäten.
Bildungseinrichtungen müssen auch deshalb den sozialen Aufstieg ermöglichen, weil es heute um die bestmögliche Nutzung aller Begabungsressourcen geht. Überall dort, wo soziale Barrieren im Zugang zur Bildung bestehen, drohen uns im Zeitalter des Fachkräftemangels erhebliche ökonomische Nachteile. Gebühren in Kombination mit einem entwickelten Stipendiensystem und günstigen Studiendarlehen sind somit aus sozialer und wirtschaftlicher Sicht der bessere Weg.
Studiengebühren sind in jeder Hinsicht Beiträge für die Zukunft. Sie haben sich international bewährt und tragen dazu bei, die Qualität der Studien und die finanzielle Lage der Universitäten zu verbessern. Nur qualitativ hochwertige Universitäten können sicherstellen, dass ihre Absolventen und der Wirtschafts- und Arbeitsstandort Österreich bestmögliche Zukunftsaussichten haben.
Wenn es um die Zukunft geht, sollte die politische Wahltaktik nicht länger am Wort sein. Dies schätzen auch die Bürger unseres Landes, denn sonst würde sich die Mehrheit nicht für kluge Studiengebühren aussprechen. (Veit Sorger, DER STANDARD, 14.8.2013)