25 Prozent mehr Zucker im Futter - was beim Menschen einem Liter Limonade täglich bei sonst ausgewogener Diät entspricht - hatte für Mäuse durchwegs negative Folgen.

Foto: Douglas H. Cornwall, University of Utah

Der Zuckerkonsum in den westlichen Industrieländern ist in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch angestiegen. Bereits vor 15 Jahren nahmen Herr und Frau Österreicher im Schnitt 40,4 Kilogramm pro Person zu sich, was eine Steigerung auf das Zwanzigfache innerhalb der letzten 150 Jahre bedeutet.

Die Folgen sind offensichtlich: Die Zunahme von Fettleibigkeit, Diabetes und Herzkreislauferkrankungen geht für Mediziner auch auf den erhöhten Zuckerkonsum zurück. Und dass Zucker eine entscheidende Rolle bei Zahnkaries spielt, weiß heute jedes Kind.

Mittlerweile ist das Bewusstsein der Gefahr durch Zucker etwas gewachsen, was auch die Softdrink-Hersteller langsam zu spüren bekommen. Sie haben schließlich in besonderem Maße zur "Überzuckerung" der Gesellschaft beigetragen: Getränke wie Coca Cola enthalten bis zu 120 Gramm Zucker pro Liter. Das entspricht etwa 40 Zuckerwürfeln.

US-Forscher der Universität Utah haben nun in einem Experiment getestet, was mit Mäusen passiert, die zusätzlich zu ihrer normalen, gesunden Diät 25 Prozent mehr Zucker zu sich nehmen. Auf den Menschen übertragen entspräche das ziemlich genau diesem einen Liter Limonade bei einer sonst perfekt ausgewogenen Diät ohne Zuckerzusätze, wie Biologe Wayne Potts erklärt, der Leiter der Mäusestudie.

Nach gängiger Lehrmeinung gilt dieser zusätzliche Zuckeranteil weder bei Maus noch bei Mensch als gefährlich. Tatsächlich zeigten sich bei der Untersuchung, die im Fachmagazin "Nature Communications" erscheint, auf den ersten Blick nur harmlose Auswirkungen auf die Gesundheit der Mäuse: Ihr Cholesterolspiegel war zwar leicht erhöht, in Sachen Fettleibigkeit oder Insulinspiegel gab es kaum Unterschiede.

Kürzeres Leben und weniger Nachwuchs

Ist also ein mäßig erhöhter Zuckerkonsum unbedenklich? Nein, sagt Wayne Potts und verweist auf die weiteren Auswertungen der Tests: Zum einen zeigte sich, dass 32 Wochen nach Beginn des Experiments 37 Prozent der weiblichen Mäuse, die 25 Prozent mehr Zucker erhielten, gestorben waren. In der Kontrollgruppe betrug die Todesrate nur 17 Prozent.

Bei den männlichen Mäusen waren in puncto Lebenserwartung zwar keine Unterschiede zwischen den "Zuckermäusen" und der Kontrollgruppe feststellbar. Ganz anders sah es aber mit ihrem Revierverhalten und der Reproduktion aus. Nach den 32 Wochen hatten sie im Vergleich zu Kontrollgruppe rund ein Viertel ihres Territoriums verloren und 25 Prozent weniger Nachwuchs gezeugt.

Potts geht davon aus, dass sich diese Ergebnisse mit Abänderungen auch auf den Menschen übertragen lassen, schließlich teilen Mensch und Maus seit 10.000 Jahren eine ganz ähnliche Ernährungsweise. Er selbst habe seinen Zuckerkonsum inzwischen reduziert und seine Familie ermuntert, es ihm gleich zu tun. (tasch, DER STANDARD, 14.8.2013)