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Trockenperioden sind nicht nur regionale Erscheinungen, sie stehen in einem größeren Klima-Kontext: Möglicherweise sowohl als Folge als auch als Ursache.
Innsbruck/Wien - Sogenannte "Extremwetterereignisse" werden im Kontext der Klimaerwärmung in der Regel als Folgen diskutiert - zumindest dann, wenn ihre Häufigkeit in signifikantem Ausmaß zunehmen sollte. Das Zusammenspiel mit dem Klimawandel scheint aber - einmal mehr - komplexer zu sein: Solche Ereignisse könnten laut einer neuen Studie auch Ursachencharakter haben, also Einfluss auf die Entwicklung des Klimas nehmen.
Hintergrund
Vor allem Dürrezeiten verringern die Kohlendioxid-Menge, die Wälder, Wiesen und Felder aufnehmen können, berichtet ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung in der Fachzeitschrift "Nature". Ohne Extremwetterereignisse würden die Land-Ökosysteme weltweit elf Milliarden Tonnen mehr CO2 aufnehmen, so die Berechnungen der Forscher. "Das entspricht in etwa der Menge an Kohlenstoff, die an Land jährlich längerfristig gespeichert wird", erklärt der Leiter der Studie, Markus Reichstein vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Jena.
Land-Ökosysteme puffern den Klimawandel ein wenig ab, indem sie etwa ein Drittel des von Menschen verursachten CO2 aufnehmen, das meiste wird in Wäldern und im Boden gespeichert. Dieser Puffer-Effekt könnte durch eine Häufung von Wetterextremen und insbesondere Dürren verringert werden, meinen die Forscher.
Die Untersuchung
Die Wissenschafter werteten aus weltweiten Satellitenmessungen von 1982 bis 2011 aus, wie viel Licht die Pflanzen in verschiedenen Gebieten aufnahmen, um Photosynthese zu betreiben. Daraus konnten sie berechnen, wie viel Kohlenstoff die Pflanzen zu bestimmten Zeitpunkten speicherten. Diese Daten verknüpften sie mit Aufzeichnungen von Extremwetterereignissen wie Dürren oder auch Stürmen. Zusätzlich verwendeten sie bei ihren Berechnungen Messungen von 500 Stationen weltweit, die CO2-Konzentrationen wenige Meter oberhalb des Bodens und der Baumkronen erfassen.
"Wir haben festgestellt, dass die meisten Probleme für den Kohlenstoffhaushalt nicht durch die Erwärmung selbst, sondern durch Trockenheit entstehen", so Michael Bahn vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck. Die stärksten Folgen von Extremwetterereignissen erwarten die Forscher bei Wäldern. Dürre kann den Bäumen direkt schaden und macht sie anfälliger für Brände, Schädlinge und Krankheiten. Ein Wald würde sich auch nach einem Feuer viel langsamer erholen als Grasland, und ein Sturm, der über Grünland einfach hinwegfegt, kann einem Wald sehr zusetzen. "Die Effekte auf den Kohlenstoffhaushalt wirken oft aber erst mit Verzögerung, weil es eine Weile dauert, bis ein Baumstamm zersetzt und sein Kohlenstoff dadurch frei wird", sagt Bahn.
Auch Graslandschaften betroffen
Doch die Trockenheit wirkt sich auch auf den Kohlenstoffhaushalt von Graslandschaften aus. Bei einer untersuchten Bergwiese in den Stubaier Alpen etwa war der Transport von Kohlenstoff von den Blättern in die Wurzeln und Bodenorganismen bei Sommerdürre verlangsamt und verringert, berichtet die Uni.
Bisher haben die Klimaforscher noch keine deutliche Zunahme von Dürren, Hitzewellen und Starkregen durch die globale Erwärmung feststellen können, sie nehmen aber an, dass dies künftig der Fall sein wird. Dann würde die Atmosphäre durch die zusätzlichen und heftigeren Wetterextreme noch mit einer Extra-Portion CO2 belastet und der Klimawandel dadurch mit einem sich selbst verstärkenden Effekt beschleunigt, erklärten die Forscher. (APA/red, derStandard.at, 14. 8. 2013)