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Zahlreiche Proteste nach der Veröffentlichung des Videos über die Festnahme des schwarzen Jugendlichen

Foto: APA/ Lee Celano
Los Angeles - Der Fall hatte im Juli des vergangenen Jahrs für Aufregung gesorgt: Vier Polizisten hatten den 16-jährigen Donovan Jackson bei einer Tankstelle in Handfesseln zu einem Polizeiauto geführt. Auf einem Amateurvideo, das später mehrmals in TV-Sendungen gezeigt wurde, sah man, wie einer der Polizisten, Jeremy Morse, den Kopf des Jugendlichen gegen den Wagen stieß und den Jugendlichen anschließend ins Gesicht schlug.

Nur sieben Jurymitglieder für schuldig

Nun, bei der Gerichtsverhandlung hielten ihn nur sieben Jurymitglieder für schuldig. Staatsanwalt Steve Cooley bedauerte das Urteil. Die Polizei wurde in Alarm versetzt, um Unruhen zu verhindern.

Der heute 25-jährige Morse war nach dem Vorfall vom Dienst in Inglewood, einem Stadtteil von Los Angeles, suspendiert worden; an seiner Täterschaft konnte kaum Zweifel bestehen.

Der Jugendliche habe sich den Beamten bei einer Kontrolle widersetzt und sie angegriffen, gab die Polizei an. Die Familie sagte, Jackson habe Sprachstörungen sowie Hörprobleme und sei manchmal in seinen Reaktion etwas langsam. Nachdem das Video ausgestrahlt worden war, protestierten Hunderte Menschen gegen Polizeigewalt.

Freispruch

Den Polizisten Bijan Darvish, einen 26-jährigen Kollegen von Morse, der nach dem Vorfall zur Verdeckung der Tat den Polizeibericht gefälscht haben soll, sprachen die zwölf Geschworenen frei. Nur einer der Jurymitglieder war Schwarzer, die übrigen elf waren Hispano-Amerikaner.

"Wir sind nicht einverstanden und enttäuscht, dass die Jurymitglieder nicht dasselbe Verbrechen gesehen haben, das wir sahen", sagte Cooley nach dem Scheitern des Prozesses. Der Staatsanwalt will nun prüfen, ob ein neues Verfahren möglich ist.

Bereits im Gerichtssaal löste die Entscheidung Protest aus. "Hier gibt es keine Gerechtigkeit", klagt ein Menschenrechtsaktivist. Andere protestierten vor dem Gericht.

Der Gouverneur von Kalifornien, Gray Davis, mahnte zur Besonnenheit. Auch wer eine andere Meinung zu dem Urteil habe, solle die Entscheidung akzeptieren und das Vorgehen der Staatsanwaltschaft abwarten. Polizeieinheiten wurden eingesetzt, um Ausschreitungen zu verhindern.

Das Urteil weckte in Los Angeles unmittelbar Erinnerungen an den Fall Rodney King. Der Schwarze war 1991 auf einer Autobahn bei Los Angeles von vier weißen Polizisten brutal zusammengeschlagen worden. Der Freispruch der Beamten vor Gericht hatte im April 1992 in mehreren Städten der USA zu tagelangen Ausschreitungen geführt. Bei den Unruhen wurden damals 55 Menschen getötet und mehr als 2000 verletzt. (AFP, DER STANDARD Printausgabe 31.7.2003)