Der 15. August, Maria Himmelfahrt, verlief für das Team Stronach wenig positiv. Dem Parteichef, dem das Negative so missfällt, kam 45 Tage vor der Nationalratswahl die Kandidatin für den dritten Platz der Bundesliste abhanden. Monika Lindner, die ehemalige ORF-Chefin, hatte genug von ihrer neuen politische Heimat und ging.

Angeblich ist deren Klubobmann Robert Lugar der Grund für den raschen Rückzug. Dieser hatte Lindner als "Speerspitze" bezeichnet - und im gleichen Atemzug davon gesprochen, dass man mit ihr das System Raiffeisen, ÖVP und ORF besser verstehen und ändern könne. Eine Äußerung, die Lindner so verärgert haben soll, dass selbst das Werben des Parteigründers Frank Stronach nichts mehr fruchtete. Lindner will keine Speerspitze gegen die Welt sein, der sie angehört. Seit Jahrzehnten. Ein derartige Positionierung sei auch nicht abgesprochen gewesen, so Lindner.

Doch mit der Kandidatur muss ihr bewusst gewesen sein, dass ihre Vorgeschichte wichtig für die Stronachianer war. Nicht umsonst ist Lindner prominent auf Listenplatz 3 gereiht. Eine Partei, die nicht gerade zimperlich schon mal die Privatisierung der ÖBB fordert, Gewerkschaften abschaffen will, die Raiffeisen und Erwin Pröll attackiert, wird auch die Vergangenheit der Quereinsteigerin nutzen wollen – spätestens seit dem Niederösterreich-Wahlkampf musste der ehemaligen Medienmanagerin das klar gewesen sein. Die Reihung auf dem dritten Listenplatz war nicht nur die Wertschätzung Lindners, sondern auch ein gezielter Anschlag auf die schwarze Seite der Nation.

Das führt natürlich auch zu Gerüchten: Nicht die Aussprüche des Team Stronach-Klubchefs, sondern alte Bande in die Volkspartei hätten Lindners Ausstieg vom Einstieg bewirkt. Wie es auch sei: Sollte das Team Stronach in den Nationalrat kommen, bekäme Lindner ein Mandat – oder müsste erst davon zurücktreten. Ausgerechnet der Klub, der sich aus abwandernden BZÖ-Abgeordneten zusammensetzte, ist nun schon vor der Wahl durch Abwanderung betroffen.

Der Name Lindner gilt ab nun auch für eine kurze Periode zwischen politischem Quereinstieg und Querausstieg. Für das Team Stronach bleibt ihr Listenplatz eine Leerstelle, der vermeintliche Coup wurde zur Blamage. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 16.8.2013)