Salzburg - Der Festspielgast an der Salzach lässt sich vom Jedermann katechisieren und von Verdi Höllenangst einjagen. Zähneklappern ist garantiert, wenn Riccardo Muti am Pult der Wiener Philharmoniker Tod und Teufel beschwört. Er braucht dazu bloß die Partitur von Verdis Messa da Requiem aufzuschlagen. Eine Wiedergabe des "Verdi-Requiems" ist immer ein Höhepunkt, da muss der Papst Halloween noch lange nicht auf den 15. August verlegen.
Gefeiert wurde bei der hochexplosiven Wiedergabe im Großen Festspielhaus (sehr gut war der Wiener Staatsopernchor) vor allem das Solistenquartett, bestehend aus Krassimira Stoyanova, Elina Garanca, Piotr Beczala und Dmitry Belosselskiy: schöne Stimmen, die zu überzeugenden Ensembles verschmolzen, wenn auch die Intonation in den A-cappella-Passagen ein wenig wankte und der Sopranistin der Register- und Farbausgleich über die Lagen hinweg nicht immer gelingen wollte.
In den dramatischen Passagen schien der Leibhaftige dem Maestro den Stab aus der Hand genommen zu haben. Dafür waren die trostvollen Passagen von tief atmender Ruhe. Elina Garanca war es, die mit Wirkung für die nächsten Jahrzehnte Gott beschwor, seinen Schäflein das "Ewige Licht" aufzudrehen: "Lux aeterna ..."
Wie kostbar die Opfergaben sein müssen, die im "Offertorium" dargebracht werden, wird erst so richtig klar, wenn der Tenor Piotr Beczala das "Hostias et preces" an- und der Bass Dmitry Belosselskiy in diesen Bestechungsversuch einstimmt. Der Allerhöchste sollte sich vor dem Tatbestand der Geschenkannahme hüten! (Heidemarie Klabacher, DER STANDARD, 17./18.8.2013)