Linz - "Ganz allgemein: Macht die Regierung aus SPÖ und ÖVP ihre Arbeit alles in allem gesehen eher gut oder eher schlecht?" Diese Frage stellte das Linzer Market Institut zu Beginn der Woche 400 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten. Gerade einmal jeder vierte Befragte (25 Prozent) meinten, dass die Regierung ihre Sache eher gut mache. 59 Prozent sagen, dass die Regierung ihre Sache eher schlecht macht.
Die Frage und ihre Beantwortung laden zum Vergleich mit Deutschland ein: Dort erstellt die Forschungsgruppe Wahlen das Politbarometer des ZDF - Anfang August erhielt die CDU/CSU-FDP-Koalition von 61 Prozent attestiert, dass sie ihre Sache insgesamt gut mache, nur 31 Prozent der deutschen Wahlberechtigten sagen ihrer Regierung eher schlechte Arbeit nach.
"Negativ eingestellt"
"Die Österreicher sind insgesamt sehr negativ zur Politik eingestellt", sagt Market-Wahlforscher David Pfarrhofer - "allenfalls die eigene Partei wird da gelobt, anderen Parteien gegenüber hegt man Abneigung oder gar Feindschaft." Er belegt das damit, dass nur in der Anhängerschaft der SPÖ eine Mehrheit ein positives Bild von der Regierung hat. Schon die ÖVP-Wählerschaft sieht die Regierung negativ, weil sie eben nicht von der eigenen Partei dominiert ist. Und die Anhänger von Oppositionsparteien (aber auch die Unentschlossenen) lassen kein gutes Haar an der Regierung.
Das widerspreche dem häufig gebrauchten Bild, dass der Österreicher auf Ausgleich und politischen Frieden ausgerichtet sei.
Zudem widerspricht es den Fakten - etwa den relativ guten Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten. "Das kommt bei der Bevölkerung überhaupt nicht an - zum einen wohl, weil die Regierung sich schlecht vermarktet, zum anderen auch wegen der durchwegs negative Aspekte betonenden Medienberichte", sagt Pfarrhofer.
"Damals war es besser"
Market fragt im Auftrag des Standard regelmäßig, ob Österreich in der Sicht der Befragten heute besser, etwa gleich gut oder schlechter dastehe als andere Staaten der EU. Hier sagen derzeit nur noch 50 Prozent, dass es uns besser geht - im Mai waren es noch 60 Prozent. 41 Prozent sehen uns gleich gut dastehen wie andere Länder und sieben Prozent (besonders FPÖ- und Stronach-Anhänger) glauben sogar, dass es Österreich schlechter ginge. Die zweite Frage in diesem Zusammenhang: "Und wie ist das Ihrer Meinung nach im Zeitvergleich: Ist das Leben alles in allem in Österreich heute besser, etwa gleich gut oder eher schlechter als vor fünf Jahren?" Der Fünf-Jahres-Zeitraum zielt auf die Zeit vor der Wahl 2008 - auch hier meint eine knappe Mehrheit von 46 Prozent, dass es damals besser war.
45 Prozent meinen, es ginge heute etwa gleich gut wie in der Ära Gusenbauer, nur neun Prozent sehen eine Verbesserung unter der Regierung Faymann. Es sind überdurchschnittlich viele Grün-Wähler, die ein positives Bild der Entwicklung haben.
In derselben Umfrage wurde die Zufriedenheit mit der Arbeit der Parteien abgefragt. Das Ergebnis ist in der Grafik dargestellt: Derzeit wird für keine einzige Partei ein positiver Saldo errechnet.
Am relativ besten sieht noch die Bewertung der Grünen aus (Durchschnittswert: -1,06) - doch auch sie bekommen von 20 Prozent der Befragten die schlechteste Note. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 17.8.2013)