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Wollte keine "Speerspitze" sein - weder gegen den ORF, noch gegen Erwin Pröll (li.): Monika Lindner (re.)

Foto: apa/fohringer

Wien - Abgänge, Demontagen, Rückzieher: Derartige Kalamitäten zählen für das Team Stronach trotz dessen kurzer Geschichte fast schon zur Routine. Der jüngste personelle Flop ist allerdings der bislang prominenteste. Die ehemalige ORF-Chefin Monika Lindner gab, drei Tage nachdem sie das Team Stronach als Kandidatin nominiert hatte, wieder auf.

Genau genommen kann Lindner das gar nicht mehr. Weil die Liste bereits am Montag beim Innenministerium eingereicht wurde, bleibt die auf Platz drei gesetzte 68-Jährige offiziell wählbare Kandidatin. Nach der Nationalratswahl am 29. September kann sie aber auf ein etwaig errungenes Mandat verzichten.

Auslöser der Demission war - zumindest laut Lindners Darstellung - ein widersprüchliches Rollenverständnis. Als "Speerspitze" gegen ORF, Raiffeisen und Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll hatte Klubchef Robert Lugar die neue Mitstreiterin positionieren wollen, sie damit aber in einen Loyalitätskonflikt gebracht. Schließlich war Lindner genau diesem kritisierten "System" verbunden.

"Ferme Jägerin, persönliche Freundin"

"Es ist jedes Mal ein Anlass zur Freude, wenn ich ihn sehe", hatte sie einmal über Pröll gesagt, als sie von 2002 bis 2006 ORF-Chefin schwarz-blauer Wahl war. Ähnlich nahe stand sie Christian Konrad, dem langjährigen Generalanwalt ihres späteren Arbeitgebers Raiffeisen, der sie nicht nur als "ferme Jägerin", sondern auch als "persönliche Freundin" schätzt(e).

"Ich habe sie mit meinem Sager in keinster Weise irgendwie vergraulen wollen, ganz im Gegenteil", beteuerte Lugar nach dem Abgang und gab sich über selbigen "enttäuscht". Auf die Frage, ob er nach dem Vorfall weiter Klubobmann bleibe, antwortete Stronachs Statthalter: "Das entscheidet alleine Frank."

Dieser hat schon andere vermeintliche Zukunftshoffnungen mit (vorübergehendem) Liebesentzug gestraft, so etwa die niederösterreichischen Politiker-Sprösslinge Karin Prokop und Ernest Gabmann junior. Personal-Querelen gab es auch in Salzburg und Oberösterreich.

Besonders verwirrend gestaltete sich die Kandidatenkür für die Tiroler Landtagswahl. Von den drei Listen, die Rivalen unter dem Namen Team Stronach eingereicht hatten, erkannte die Behörde eine andere an, als im Sinne des Parteigründers war. Stronach ließ seine auserkorene Spitzenkandidatin kurzerhand fallen und schwenkte zu jener Liste um, die das Rennen gemacht hatte. (jo, APA, DER STANDARD, 17.8.2013)