Frauenpowerhäuser wie Mrs. Sporty oder Curves nehmen an Popularität zu. Abgestimmte Trainingspläne und kleine Gruppen anstatt großer Muskelhallen locken die Kundinnen.

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Wien - "Manche haben ein Traumgewicht, andere stemmen es", "die einzige Problemzone ist deine Couch", "du gibst alles, aber niemals auf": Die goldene Hantel für die besten Werbeslogans gebührt den Fitnessstudio-Diskontern. Billiganbieter wie Fitinn und McFit locken ihre Kunden mit knackigen Sprüchen und Dumpingpreisen in die Muskelhallen.

Seitdem Fitinn 2004 und später der deutsche Ableger von McFit ihre ersten Studios in Österreich eröffneten, gilt der heimische Fitnessmarkt als heiß umkämpft. In den Medien ist gern die Rede von "Preisschlacht" und "Verdrängungswettbewerb". Doch wie geht es der Sixpack-Branche wirklich?

Die Zahlen sehen auf den ersten Blick gar nicht einmal so schlecht aus. Laut einer auf Befragungen der Studiochefs basierenden Marktanalyse der Consulter Kreutzer-Fischer & Partner (KFP) wächst der Fitnessmarkt in Österreich kontinuierlich. Rund 510.000 Mitglieder haben die heimischen Studios derzeit, 2012 waren es noch 490.000. Die Umsätze (derzeit 350 Millionen Euro) wachsen nach einem kurzen Einbruch 2010 ebenfalls stetig.

Doch bei näherer Betrachtung profitieren nicht alle von der Fitnesswelle. Der Markt unterteilt sich in drei Kategorien: oberes Preissegment (Monatsgebühr über 100 Euro), Mittelklasse und Diskonter, bei denen für 20 Euro im Monat trainiert werden kann.

Größte Zuwächse für Billiganbieter

Die größten Kundenzuwächse verzeichnen die Billiganbieter. Fitinn betreibt 23 Standorte in Österreich und ist mit 90.000 Schwitzenden das mitgliederstärkste Studio. Das Konzept ist simpel: Geräte-Schnickschnack sucht man ebenso vergeblich wie eine intensive Trainerberatung, für Duschen muss man extra bezahlen. Allerdings: "Die Diskonter rentieren sich nur in Ballungsräumen", sagt Gerhard Span, Branchenvertreter bei der Wirtschaftskammer.

In Kleinstädten und auf dem Land dominiere nach wie vor das traditionelle familiengeführte Studio mit vier bis sechs Mitarbeitern und um die 400 Mitglieder. "Da ändert sich auch nicht viel."

Im oberen Preissegment zählen vor allem Exklusivität und Qualität. Die Ideen haben oft ihren Ursprung im angloamerikanischen Raum, wo die Konzepte von Personal Coaches und Power-Plates herrühren. Zur Nobelklasse zählt etwa John Harris, wo eine Mitgliedschaft leicht über 200 Euro monatlich kosten kann. Betuchte Kunden schreckt das nicht ab. Das Unternehmen expandiert, im Herbst eröffnet man den zehnten Standort. "Die Leute investieren mehr in ihren Körper, wir eröffnen mehr Clubs", sagt John-Harris-Inhaber Ernst Minar.

Vielfältiges Angebot erwartet

Der wahre Verdrängungskampf tobt am unteren Ende des mittleren Preissegments, wo einzelne Studios immer wieder zusperren müssen, erzählt Bernhard Bergler, Leiter einer Bodystyle-Niederlassung in Wien. Bei Fitnesscentern, die nicht zu den Diskontern gehören, erwarten Kunden ein vielfältiges Leistungsangebot - Krafttraining allein reicht nicht. Neben einem Wellnessbereich sind etwa Gruppenkurse (Yoga, Pilates) und eine intensive Beratung gefragt. "Kleine Studios der unteren Mitte können sich das oft nicht leisten, aber auch keine Monatskarten für 20 Euro anbieten. Daher wandern die Kunden zu Discountern ab", sagt Bergler. Auch die Studie von KFP kommt zu dem Ergebnis, dass das klassische Fitnesscenter zunehmend ausgedient hat: Der Kunde geht entweder zu einer Billigkette oder gleich zum deutlich teureren Anbieter. Dazwischen wird es schwer.

Zu den erfolgreichen Zielgruppeneinrichtungen zählt das Franchiseunternehmen Mrs. Sporty. Vor fünf Jahren sperrte in Österreich das erste reine Frauen-Fitnessstudio der Kette auf, inzwischen gibt es über einhundert Niederlassungen, das Konzept - keine Männer - zieht offenbar. Auch das ähnlich agierende Curves hat innerhalb von wenigen Jahren elf Studios eröffnet.

Falle Kündigungsfristen

Dass die etablierten Studios, die eine einigermaßen vernünftige Qualität anbieten, recht erfolgreich laufen und beim Kostenfaktor mit den Diskontern ohnehin nicht mithalten können, bedeutet allerdings auch, dass sie wenig Grund haben, den Kunden preislich entgegenzukommen.

Ärgerlich für viele Hobbysportler, die das Kleingedruckte nicht genau lesen, sind zudem lange Bindungsfristen bei einigen Studios, sagt Manuela Robinson vom Verein für Konsumenteninformation. Mit überlangen Kündigungsfristen haben die Studios lange versucht, Kunden an sich zu binden und Wettbewerber vom Markt zu drängen. Der Oberste Gerichtshof hat allerdings im vergangenen Jahr entschieden, dass unkündbare Verträge mit einer Laufzeit von über einem Jahr - konkret von 24 Monaten und mehr - nicht gültig sind. (Ansgar Fellendorf András Szigetvari, DER STANDARD, 17.8.2013)