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Der Journalist Glenn Greenwald (rechts) mit seinem Partner David Miranda.

Foto: AP Photo/Janine Gibson, the Guardian

Brasilia/Washington/London - Brasilien will von Großbritannien eine Erklärung für den Vorfall im Londoner Flughafen um den brasilianischen Ehepartner des Enthüllungsjournalisten Glenn Greenwald anfordern. Außenminister Antonio Patriota kündigte an, er werde noch am Montag mit seinem britischen Kollegen William Hague über die neunstündige Festsetzung David Mirandas in Heathrow sprechen. Greenwald steht wegen seiner Zusammenarbeit mit dem US-Geheimdienstenthüller Edward Snowden im Fokus.

"Wir erleben weiterhin einige Exzesse und Irrwege in der Frage des Kampfes gegen den Terrorismus", erklärte Patriota am Montag, wie die Nachrichtenagentur ABR berichtete. Der Außenminister gestand, dass es sich um einen legitimen Kampf handle, um das Leben von Unschuldigen zu schützen. Er müsse aber auf den Idealen des Multilateralismus, des internationalen Rechts und der Rationalität basieren. Die zeitweilige Festnahme Mirandas sei ungerechtfertigt gewesen. "Ich erwarte, dass es nicht wieder geschieht", fügte er hinzu.

Neun Stunden festgehalten

Miranda hatte am Montag bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von Rio de Janeiro die brasilianische Regierung aufgefordert, gegen seine Festnahme auf dem Londoner Flughafen zu reagieren. "Ich erwarte, dass die brasilianische Regierung etwas unternimmt, denn die Leute wissen nicht, was wirklich geschieht", erklärte er, wie die Zeitung "Folha de São Paulo" berichtete. Der 28-jährige Marketing-Student war am Sonntag in London von britischen Sicherheitsagenten fast neun Stunden verhört worden. Er durfte keinen Anwalt hinzuziehen. Die Briten beriefen sich dabei auf ein Anti-Terror-Gesetz, das eine Festnahme ohne richterliche Anordnung und ohne Recht auf juristischen Beistand ermöglicht.

"Ich wurde in einem Zimmer gehalten, in dem (Scotland-Yard-) Agenten ein- und ausgingen, um sich bei der Befragung abzuwechseln", sagte er. "Sie fragten mich über mein ganzes Leben aus und nahmen mir meinen Computer, Videogame, Handy, Pen-Drives und Fotoapparat." Der Brasilianer ergänzte, er sei weder bedroht noch aggressiv behandelt worden.

Greenwald kündigt Veröffentlichungen an

In Rio de Janeiro wurde Miranda von Greenwald auf dem Flughafen Tim Jobim (Galeao) empfangen. Er hatte in London nur eine Zwischenlandung auf dem Heimflug aus Berlin gemacht, wo er eine Journalistin der britischen Zeitung "The Guardian" getroffen hatte. Greenwald bezeichnete den Vorfall als "Einschüchterung der Presse". "Ab jetzt werde ich weitaus aggressiver berichten. Ich werde sehr viel mehr Dokumente veröffentlichen. Ich habe viele Dokumente über die Spionageaktivitäten von England", sagte Greenwald. "Sie wollten unsere Berichterstattung einschüchtern und zeigen, dass sie Macht haben."

Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (RoG/RSF) kritisierte das Vorgehen der Behörden scharf. "Wir bewerten das als klaren Missbrauch der Terrorgesetzgebung", sagte der Vorstandssprecher der Organisation in Deutschland, Michael Rediske. Damit werde moderner investigativer Journalismus gefährdet. "Ganz offensichtlich ist Miranda gar nicht zu irgendwelchen Terrorakten befragt wurden, sondern zu Verbindungen zu Wikileaks und dem "Guardian"", erklärte er.

US-Regierung: Nicht an Festnahme beteiligt

Die US-Regierung hat jegliche Beteiligung an Festnahme und Verhör David Mirandas, der brasilianische Lebensgefährte des Enthüllungsjournalisten Glenn Greenwald, in London von sich gewiesen. "Die Vereinigten Staaten sind (...) nicht involviert", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, am Montag in Washington. Alle diesbezüglichen Fragen sollten der britischen Regierung gestellt werden, sagte Earnest. (APA, 19.8.2013)