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Hallstatt: Das jüngere der zwei Gräber ist "üppig bestückt", was auf eine Frau aus der "High Society" der Hallstatt-Kultur hindeutet.

Foto: APA/NHM

Hallstatt/Wien - Eigentlich wollten die Urgeschichtsforscher des Naturhistorischen Museum (NHM) Wien mehr über die Siedlungsgeschichte am Hallstätter Salzberg erfahren - und gruben an einer Stelle, wo kein Grab vermutet wurde. Doch das Gräberfeld am Salzberg in Hallstatt in Oberösterreich ist größer als bisher angenommen: Bei der heurigen Grabungskampagne stießen die Wissenschafter nämlich erneut auf zwei Gräber. Eines der Gräber dürfte von einer Frau aus der "High Society" der Hallstatt-Kultur sein - darauf deuten die reichen Grabbeigaben.

Prähistorische Bestattungen in Hallstatt

Das Gräberfeld im Hochtal oberhalb des Ortes Hallstatt ist einer der wichtigsten prähistorischen Bestattungsorte Europas. Bereits im 19. Jahrhundert wurden mehr als 1.000 Gräber freigelegt, mittlerweile kennt man rund 1.500 - aus der Zeit 800 bis 400 vor unserer Zeitrechnung. Die Epoche wird nach dem Fundort Hallstattzeit genannt. Gefunden wurden dabei zahlreiche Grabbeigaben, teilweise prachtvolle Gefäße, Waffen und Schmuck, die den durch Salzabbau und -handel entstandenen Wohlstand und weitreichende Handelsbeziehungen belegen.

Während das Gräberfeld also gut dokumentiert ist, weiß man über die Siedlungsgeschichte des Hallstätter Salzbergs relativ wenig. Deshalb erhofften sich die Wissenschafter von der Erweiterung der Grabung an einer Stelle, wo alte Aufzeichnungen keine Gräber vermuten ließen, neue Erkenntnisse.

Neue Gräber entdeckt

Statt auf Siedlungsreste stießen die Forscher auf einem Gelände, das relativ steil zu einem Bach abfällt, in rund 25 Zentimetern Tiefe auf zwei Gräber mit den Überresten von zwei Frauen und reichen Grabbeigaben. "Das Gräberfeld ist offenbar größer als wir dachten", sagte der Direktor der Prähistorischen Abteilung, Anton Kern.

Die Zuordnung der einzelnen Teile wird durch die Hanglage erschwert. Durch Rutschungen der Erdschichten sind viele Knochen und Beigaben nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort. Zudem überschneiden sich die beiden Gräber. Beim Anlegen des jüngeren, aus der Zeit um 500 vor unserer Zeitrechnung stammenden Grabes wurde die etwas ältere Bestattung teilweise ramponiert.

Reiche Grabbeigaben

Das jüngere Grab mit einer - nach ersten anthropologischen Erkenntnissen mit über 50 Jahren für die damalige Zeit relativ alten - Frau war "üppig bestückt", so Kern. Gefunden wurden eine Bronze-Fibel, ein großer Gürtel aus Bronze-Blech sowie über 400 Perlen aus Bernstein und Gagat, ein fossiles Holz. Die Perlen sind zwischen einem Millimeter und drei Zentimeter groß, wobei selbst die kleinsten durchbohrt sind. Die Wissenschafter vermuten daher, dass es sich um ein prunkvolles Gehänge gehandelt hat. Weiters wurden einige Keramikgefäße und noch nicht identifizierte Eisenobjekte gefunden.

"Derart üppige Grabausstattungen kommen vor, sind aber selten. Das war sicher eine Person von Rang, die hier bestattet wurde", sagte Kern. Auch bei den menschlichen Überresten im zweiten, älteren Grab fanden sich Fußringe, einige Bernsteinperlen und Keramikgefäße.

Für heuer sind die Grabungen im Gräberfeld am Salzberg abgeschlossen. In den kommenden Jahren wollen die Wissenschafter tiefer gehen. Denn erste Sondierungen haben gezeigt, dass sich unter den Gräbern Siedlungsreste aus der Bronzezeit finden. Auch der am Grabungsgelände vorbeifließende Bach hat beim Hochwasser im Frühjahr eine bronzezeitliche Schicht freigelegt, sagte Kern.

Veranstaltung zur Erforschung des Hallstätter Salzbergs

Am kommenden Wochenende (24./25. August) stellt das Naturhistorische Museum bereits zum 10. Mal bei der Veranstaltung "Hallstatt: Archäologie am Berg" einer breiten Öffentlichkeit aktuelle Forschungen am Hallstätter Salzberg vor. Archäologen, Bio- und Geowissenschafter, Informatiker und Archivare zeigen, wie sie gemeinsam das Umfeld des prähistorischen Bergbaus erforschen und Einblick in das Leben der Hallstätter Bergleute vor rund 3.000 Jahre erhalten. (APA, 19.8.2013)