"Provokant" solle die Kampagne der Grünen sein, meinte Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner – doch nun scheinen sich auch einige Parteikollegen provoziert zu fühlen – zumindest von jenem Sujet, das am Sonntag auf der Facebook-Seite der Grünen publiziert wurde: Man sieht zwei schwarze Putzfrauen bei der Arbeit, dazu die in grellen Farben unterlegte Frage: "Wer putzt bei dir?" Um das Bild zu erläutern, fügten die Grünen auf Facebook noch eine Erklärung hinzu: "MigrantInnen müssen in Österreich oft als Sündenböcke herhalten", heißt es hier, "dabei zeigen Studien, dass MigrantInnen nicht das Sozialsystem ausnutzen, sondern die Wirtschaft stärken (...)".

"Weg damit sofort!"

Die Reaktionen waren nicht nur extern, sondern auch parteiintern heftig. "Bitte löschen und entschuldigen", postete etwa die Wiener Gemeinderätin Martina Wurzer. "das ist jetzt nicht euer ernst??? weg damit sofort!!, ärgerte sich Alsergrund-Bezirksrätin Negar Roubani. Ein Grün-Politiker spricht gegenüber derStandard.at zudem von "heftigen Diskussionen" hinter den Kulissen, vor allem unter Wiens Grünen. So meinte auch der Grüne Landessprecher Georg Prack auf Twitter:

"Das Sujet ist unglücklich gewählt", sagt auch der grüne Landtagsabgeordnete Klaus Werner-Lobo. Zwar sei die ursprüngliche Intention, nämlich "die totale soziale Ungleichheit zu thematisieren", lobenswert gewesen – doch bei der Umsetzung sei etwas ordentlich "daneben gegangen", so Werner-Lobo, der das Sujet aus mehreren Gründen kritisiert. "Migranten sollen nicht deshalb Rechte haben, weil sie die Drecksarbeit machen, sondern weil sie einfach Rechte haben sollen so wie wir alle". Aus dem Bild spreche jedoch eine andere Botschaft. Dazu kommt, dass die als MigrantInnen bezeichneten Reinigungskräfte auf dem Bild zwei schwarze Frauen sind – das sei deshalb kritikwürdig, weil "Schwarze ja nicht automatisch Migranten sind".

Drittens drücke die Frage "Wer putzt bei dir?" aus, dass nur jene Menschen angesprochen werden sollen, die sich eine Reinigungskraft leisten könnten – "wir wollten aber natürlich auch die Reinigungskräfte selbst ansprechen", meint der Wiener Menschenrechtssprecher, der überzeugt ist, dass es bezüglich sensibler Themen "noch viel Beschäftigung braucht" – auch parteiintern. Denn, so Werner-Lobo: "Die Grünen sind keine Idealgesellschaft. Es gibt einige, die erst dazulernen müssen." Der Wiener zeigt sich jedoch zuversichtlich, "dass uns so ein Fehler nicht mehr passiert".

Reaktion am Montag

Montagabend reagierten die Grünen auf die Kritik am Posting, indem sie auf Facebook eine Stellungnahme veröffentlichten. Es sei "immer eine Gratwanderung, gesellschaftliche Realitäten bildlich plakativ abzubilden und dadurch Gefahr zu laufen Stereotype zu transportieren", so die Grünen. Dass Menschen mit Migrationshintergrund in Niedriglohnjobs ausgebeutet werden, sei jedoch Realität. Man wolle "grundsätzlich immer wieder auch zum Nachdenken anregen, Diskussionsprozesse auslösen und dadurch den ersten Schritt setzen, die Realität zu verändern". (Maria Sterkl, derStandard.at, 19.6.2013)