Dinamo Zagreb hat ein Monopol ...

 

 

... und zwar auf den kroatischen Meistertitel. Seit 2006 dominiert der Verein die Liga nach Belieben. In der Saison 2012/13 betrug der Vorsprung auf den Zweiten - nämlich das hauseigene Farmteam NK Lokomotiva - entspannte 20 Punkte. Als Kontrastprogramm lief die Champions League: Nach sechs Spielen gegen Paris St. Germain, Dynamo Kiew und den FC Porto stand lediglich ein Punkt zu Buche. Ein Jahr zuvor ging man überhaupt leer aus, Torverhältnis in zwei Jahren Gruppenphase 4:36. Ernüchternd.

Das mäßige Niveau der Hrvatska Nogometna Liga hat eben auch seine unübersehbaren Schattenseiten: Die chronische Unterforderung ist nicht die ideale Vorbereitung auf den internationalen Fußball, die besten Kicker wollen nicht ewig in Dunkelblau spielen.

 

 

Die Abgänge vergangener Jahre lesen sich luxuriös. Ob Mario Mandzukic oder Luka Modric, ob Eduardo oder Niko Kranjcar, ob Ivica Olić oder Mateo Kovačić (einst beim LASK!), das Sprungbrett hieß Dinamo. Knapp 50 Millionen Euro spülten die Transfers der vergangenen fünf Jahre in die Vereinskassa. Zumindest offiziell, denn die Machenschaften des Präsidenten sind umstritten. Zdravko Mamic soll zum Unmut der Fans auch in die eigene Tasche wirtschaften. Auf kritische Fragen reagiert er etwas gereizt, sehen Sie selbst.

Vor der aktuellen Saison zog es wieder zwei Hoffnungsträger ins Ausland: der erst 17-jährige Innenverteidiger Tin Jedvaj wechselte nach nur 13 Ligaspielen für kolportierte fünf Millionen Euro zu AS Roma, der 21-jährige Außenverteidiger Sime Vrsaljko für vier Millionen Euro zum FC Genua. Der Ruf der Kaderschmiede macht sich bezahlt. Dinamo versteht es die größten kroatischen Talente teuer anzubringen, muss sich aber fortwährend neu formieren.

Und das ist gar nicht so einfach: Trainer Krunoslav Jurcic hat in der noch jungen Spielzeit bereits 24 Spieler eingesetzt, eine Stammformation ist schwer zu erkennen. Abwehrchef und Kapitän Josip Simunic ist aber jedenfalls gesetzt. Ihm zur Seite stehen der erst 19-jährige Innenverteidiger Jozo Simunovic, sowie links der mit Offensivdrang ausgestattete Josip Pivaric und rechts der mit Saisonbeginn engagierte Portugiese Ivo Pinto. Das Tor hütet der unerfahrene, wenngleich auch U20-WM-erprobte Oliver Zelenika.

 

 

Im Mittelfeld verfügt Dinamo seit vergangenem Wochenende wieder über die gefährlichste aller offensiven Optionen: Jorge Sammir Cruz Campos, Künstlername Sammir, absolvierte nach einer Seitenbandverletzung gegen NK Lokomotiva (2:1) seine ersten Einsatzminuten in dieser Saison. Der Kroate mit brasilianischen Wurzeln wurde im Sommer zum besten Spieler der Liga gewählt. Gegen die Austria wird er zunächst wohl auf der Bank Platz nehmen, statt ihm dürfte der einst glücklose Werder-Legionär Said Husejinovic einlaufen.

Weitere Torgefahr geht nicht nur von Mittelstürmer Duje Cop (5 Saisontore), sondern auch von der frischen Flügelzange aus: Der Chilene Júnior Fernándes (3/zuletzt Bayer Leverkusen) kommt über links, der Algerier El Arbi Hillel Soudani (6/zuletzt Vitória Guimarães) über rechts. Wer also auch immer den gesperrten Markus Suttner am Mittwoch auf der linken Abwehrseite vertreten wird, und es wird wohl Marin Leovac sein, er wird im 35.000 Zuseher fassenden Zagreber Maksimir-Stadion einen ungemütlichen Abend erleben.

 

 

Im defensiven Mittelfeld der Kroaten war in der bisherigen Qualifikation der ebenfalls neu verpflichtete Ivorer Bakary Saré (zuletzt CFR Cluj) erste Option. In diesen Spielen wurde Dinamo zu keinem Zeitpunkt gefordert: Gegen Fola Esch aus Luxemburg (6:0 gesamt) sowie Sheriff Tiraspol aus Moldawien (4:0 gesamt) setzte es keinen Gegentreffer. Geht es nach den Kroaten, sollte es gegen die Austria in diesem Rhythmus weitergehen und die Startprämie von über 10 Millionen Euro für die Gruppenphase abkassiert werden.

Und sollte es mit der Champions League doch nicht klappen, hat man immer noch Alen Halilovic als potenzielle Einnahmequelle. Der 17-Jährige stammt aus der eigenen Jugend und wird bereits als nächster Luka Modric gefeiert. Tottenham soll bereit sein, 15 Millionen Euro für den Nachwuchsspieler zu überweisen. Gegen die Austria wird er auf der Bank erwartet. So läuft das eben bei Dinamo. (Philip Bauer, derStandard.at, 19.8.2013)