In Kürze wird Wikileaks-Informant Bradley Manning erfahren, wie viel Hoffnung auf Freiheit er noch haben darf. Im Prozess um die Weitergabe streng geheimer Dokumente an Wikileaks haben die Ankläger 60 Jahre Haft und 100.000 Dollar (74.940,05 Euro) für den bereits schuldig gesprochenen Informanten gefordert. Die Verteidigung bat dagegen um Milde, ohne eine spezielle Strafe zu empfehlen.
Chance zur Rehabilitation
Manning sei jung und verdiene eine Chance zur Rehabilitation, sagte sein Anwalt David Coombs nach Angaben der "New York Times". Das Gericht in der Militärbasis Fort Meade (US-Staat Maryland) hatte Manning Ende Juli in 20 von 22 Anklagepunkten für schuldig befunden, darunter Verstöße gegen ein Spionagegesetz sowie Diebstahl von Hunderttausenden Militärdokumenten und Depeschen der US-Diplomatie. Vom besonders schwerwiegenden Vorwurf der Unterstützung des Feinds wurde der 25-jährige Obergefreite aber freigesprochen. Die Festsetzung und Verkündung des Strafmaßes durch Einzel-Richterin Denise Lind wird für die kommenden Tage erwartet.
Coombs charakterisierte Manning als einen idealistischen, wenn auch naiven jungen Mann, dem die Chance auf ein normales Leben nicht verweigert werden dürfe. Dies umso mehr, als sich herausgestellt habe, dass die Weitergabe der Informationen keinen langfristigen Schaden für die Sicherheit der USA angerichtet habe.
Das von der Anklage geforderte Strafmaß würde bedeuten, dass Manning auch dann noch Jahre im Gefängnis vor sich hätte, wenn die weitergebenen Unterlagen längst zur Veröffentlichung freigegeben worden seien, gab Coombs zu bedenken.
Hartes Strafmaß als Warnung
Anklagevertreter Joe Morrow hingegen argumentierte, Manning habe sich "ernster Verbrechen" schuldig gemacht. "Er hat Verrat an den Vereinigten Staaten begangen, und wegen dieses Verrats verdient er, den größten Teil seines restlichen Lebens in Gewahrsam zu verbringen." Morrow rief Richterin Lind auf, mit einem harten Strafmaß eine "Botschaft" an all jene US-Soldaten zu schicken, die den Diebstahl von Geheiminformationen in Betracht zögen.
Die Plädoyers am Montag im Militärverfahren in Fort Meade bildeten den Abschluss einer 13-tägigen Anhörung über das Strafmaß. Lind hatte den 25-jährigen Manning zuvor unter anderem der Spionage und des Geheimnisverrats schuldig gesprochen. Die Höchststrafe liegt bei 90 Jahren. Die Entscheidung könnte bereits in den nächsten Tagen fallen.
Manning hatte während seiner Zeit als Geheimdienst-Analyst beim US-Heer im Irak Hunderttausende geheime Papiere an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergegeben. Am Mittwoch vergangener Woche hatte er sich vor Gericht für den Verrat entschuldigt. (APA, 20.8.2013)