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Bei Unwetter laufen die Windräder heiß. Ohne Netzausbau drohen in Zukunft Überlastungen.
Anfang Juni das Hochwasser, jetzt die Hitzewelle: Das Wetter stellt Österreichs Bevölkerung vor Herausforderungen. Zu viel Wasser oder Schweiß sind aber nicht nur lästig, auch Österreichs Stromversorgung hat mit den Wetterkapriolen zu kämpfen.
Zuerst hat das Hochwasser die für Österreich so wichtige Wasserkraft lahmgelegt. „Die Stromerzeugung lag bei null", so Gerhard Christiner, der technische Vorstand der Austrian Power Grid (APG), bei einem Pressegespräch. Die APG ist eine Verbund-Tochter und betreibt das österreichische Stromnetz. Während des Hochwassers musste Österreich dann massiv Strom aus Deutschland importieren.
Erneuerbare Energien Belastung für Stromnetz
So wenig förderlich das Hochwasser für die Stromversorgung war, so wenig ist das jetzt auch die Hitze. Die Wasserkraftwerke leiden unter niedrigen Wasserständen, Photovoltaik ist in Österreich noch wenig ausgebaut. Dazu kommt, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien den Strommarkt auf den Kopf stellt. „Seit Mai importiert Österreich permanent Strom", sagt Christiner. Bis vor kurzem war der Tagesablauf der Stromversorger so: Bis zu Mittag sind die Preise hoch, das wird genutzt um Strom zu exportieren. Am Nachmittag sinken die Preise und der billigere Strom wird importiert.
Am Montag lag der Preis pro Megawattstunde von 9 bis 13 Uhr etwa zwischen 65 und 130 Euro pro Megawattstunde. Den Rest des Tages sank der Preis dann kontinuierlich auf bis unter 40 Euro. Österreich muss jetzt auch schon am Vormittag zu diesen sehr hohen Preisen importieren. Die deutsche Energiewende drückt das Preisniveau, heimische Produzenten können damit nicht mithalten. In den letzten Jahren wurden in Deutschland Windenergie und Photovoltaik massiv ausgebaut.
Die Energiewende drängt nicht nur ausländische Erzeuger vom Markt. Sie sorgt auch für mancherlei Absurditäten. Wenn in Mitteleuropa an windigen Tagen auch noch die Sonne scheint, die Windräder also heiß laufen und die Sonnenkollektoren glühen, ist der Strompreis an den Börsen auch schon einmal negativ. Die Produzenten bezahlen die Abnehmer also dafür, dass sie ihren Strom kaufen. Irgendwie muss er aus den Leitungen, einem zu großen Überschuss halten diese nämlich nicht Stand.
Energiewende macht Gas unprofitabel
Erneuerbare Energien sind der Darling bei Politik und Bevölkerung. Scheint aber die Sonne nicht und weht kein Wind, müssen konventionelle Kraftwerke herhalten. Etwa solche, die Gas verbrennen. In Österreich war in Juli und August zeitweise aber nur mehr ein einziges thermisches Kraftwerk am Netz. Sie können mit den subventionierten Preisen der Erneuerbaren nicht mithalten.
So wurde dem Vorstand der APG im März von den österreichischen Stromerzeugern mitgeteilt, dass die thermischen Kraftwerke im Sommer gar nicht in Betrieb genommen werden sollen. „Gaskraftwerke sind zur Stromversorgung aber notwendig, um Spitzen auszugleichen", sagt dazu Martin Graf, der Vorstand der für die Regulierung des Strommarktes zuständigen e-control. „Die darf man durch marktverzerrende Preise nicht aus dem Markt drängen lassen".
Forderungen nach Netzausbau
Die APG fordert indes den Ausbau der Netze, der mit dem Ausbau der erneuerbaren Energie nicht mithalte. „Nur ein leistungsstarkes Netz kann die starke Schwankungen der Erneuerbaren verkraften", so APG-Vorstand Christiner. Einmal ist mehr Strom da, einmal weniger. Bei Unwettern kann die Leistung von Windrädern auch von einer Stunde auf die andere explodieren, geschehen ist das etwa erst in der Nacht von Montag auf Dienstag. Das stellt das Stromnetz vor große Belastungen.
Für die nächsten zehn Jahre sind Projekte im Wert von 2,6 Mrd. Euro in der Schublade. Die APG will von der Politik mehr Unterstützung dafür. Auch die bürokratischen Hürden seien zu hoch, vieles dauere zu lang. Da stimmt auch Graf von der e-control zu: „Die Genehmigungsverfahren müssen schneller gehen".
Beim Ausbau des Netzes habe laut APG die umstrittene Salzburgleitung oberste Priorität. Durch die grüne Regierungsbeteiligung in Salzburg scheint der Zeitplan (Baubeginn 2018 oder 2019) dort aber zu wackeln. Christiner ist hier aber zuversichtlich: "Rössler scheint vernünftig. Wir haben das in Oberösterreich auch mit Anschober gut hinbekommen". (Andreas Sator, derStandard.at, 20.8.2013)