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Miklós Horthy wird von Ungarns rechtem Rand verehrt und mit Statuen bedacht, wie hier im Dorf Csokako nahe Budapest. Ein Denkmal für Horthys Sohn István sorgt nun für neue Aufregung.

Foto: Reuters

Erstmals hat am Dienstag in Ungarn ein Minister der rechtspopulistischen Regierung von Viktor Orbán ein Horthy-Denkmal eingeweiht. Die sechs Meter hohe Statue, die Verteidigungsminister Csaba Hende in der Plattensee-Stadt Siófok enthüllte, zeigt allerdings nicht den von 1920 bis 1944 herrschenden rechtsautoritären Reichsverweser und Hitler-Verbündeten Miklós Horthy, sondern desses Sohn István.

1942 hatte ihn sein Vater vom Parlament zum Stellvertretenden Reichsverweser - und indirekt zum dynastischen Nachfolger - wählen lassen. Doch ein halbes Jahr später verunglückte der Militärpilot bei einem Flugzeugabsturz an der Ostfront tödlich. Ursache war ein Pilotenfehler.

Eine halbe Million Juden deportiert

Unter Miklós Horthy war im Frühjahr 1944 mehr als eine halbe Million ungarischer Juden nach Auschwitz deportiert worden. Seit dem Amtsantritt Orbáns 2010 wurden in etlichen Gemeinden des Landes immer wieder Horthy-Denkmäler errichtet, Gedenktafeln angebracht oder Plätze und Straßen nach dem Idol der Rechts-Rechten benannt.

Dem Ausland wollen die Propagandisten der Regierung weismachen, dass es keinen offiziellen Horthy-Kult gebe. Die Denkmäler seien unabhängige Initiativen der Gemeinden, hieß es immer wieder. Dass diese von Politikern der Orbán-Partei Fidesz geführt werden, erwähnen sie nicht. Die Anstöße zu den "Initiativen" kommen häufig von lokalen Ablegern der rechtsextremen Parlamentspartei Jobbik (Die Besseren), die sich offen zum Horthy-Erbe bekennt und den Holocaust leugnet.

Sanfter Einstieg in den Horthy-Kult

Mit der Ehrung von István Horthy hat nun auch die Fidesz-Regierung den sanften Einstieg in den offiziösen Horthy-Kult vollzogen. Zugunsten des Horthy-Sohns lässt sich anführen, dass er anglophil und deutschkritisch eingestellt war und den Umgang mit jüdischen Großbürgerfamilien pflegte. Seine Rolle bei den halbherzigen Bemühungen seines Vaters, aus dem Bündnis mit Hitler rauszukommen und einen Separatfrieden mit England zu erzielen, ist jedoch mythenbeladen. Sie wird von jenen Rechten überbetont, die den alten Horthy weißwaschen wollen.

Die Denkmalenthüllung am Dienstag - zugleich Jahrestag des Todes von Horthy jr. und Tag des Heiligen Stephans, des mittelalterlichen Reichsgründers - ist aber vor allem Teil einer weiter gefassten Strategie der Orbán-Regierung zur Rehabilitierung der Horthy-Ära. Die Statue in Siófok ist eine Kopie des Heroen-Denkmals, das der jedem Regime treu dienende Bildhauer Zsigmond Kisfaludi Strobl 1943 errichtete - und steht auch an derselben Stelle. In Budapest wird derzeit der Kossuth-Platz vor dem Parlament umgebaut. Pünktlich zu den nächsten Wahlen im kommenden Frühjahr soll der große Symbol-Ort der ungarischen Politik sein neues Gesicht erhalten - und mit den neu sortierten Statuengruppen und Denkmälern genauso aussehen wie in der Horthy-Zeit. (Gregor Maye, DER STANDARD, 21.8.2013)