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Arbeiter neben und auf den Sammelbehältern für verstrahltes Wasser.

Foto: REUTERS/Kyodo

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Nahe der Tanks wurden in Wasserpfützen Strahlungswerte von 100 Millisievert pro Stunde gemessen.

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Das neue Leck wurde als ernster Störfall auf der INES-Skala eingestuft. Die Atomkatastrophe selbst erreichte als einziger Unfall neben Tschernobyl die höchste Stufe 7.

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Tokio - Das neue Leck am Atomkraftwerk Fukushima stellt nach Angaben der japanischen Atomaufsichtsbehörde einen "ernsten Störfall" da. Eine offizielle Einstufung durch die japanische Atombehörde NRA steht noch aus. Die Behörde stufte den Austritt von rund 300 Tonnen radioaktiv verseuchtem Wasser am Mittwoch auf Stufe drei der bis sieben gehenden internationalen Skala für Atomunfälle ein. Es habe den "Austritt einer großen Menge radioaktiver Materie innerhalb der Anlage" gegeben.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) ist eingeschaltet. Sie erklärte, die Situation sei ernst. Die japanische Regierung bezeichnete die Vorgänge als bedauerlich und beteuerte, alles ihr Mögliche zu tun, um für eine Abdichtung der Lecks zu sorgen. China zeigte sich schockiert angesichts der instabilen Lage in Fukushima.

Gesunheitsgefährdende Strahlung

Der Elektrizitätskonzern Tepco hatte am Dienstag mitgeteilt, dass in dem havarierten Kraftwerk das bisher größte radioaktive Leck seit der Atomkatastrophe im März 2011 entdeckt worden sei. Rund 300 Tonnen verseuchtes Wasser seien womöglich aus Auffangtanks ausgetreten. Nahe der Tanks seien in Wasserpfützen Strahlungswerte von 100 Millisievert pro Stunde gemessen worden, was Wissenschaftlern zufolge für Menschen gesundheitsgefährdend ist. Das genaue Leck wurde bisher noch nicht lokalisiert.

Das jetzt ausgetretene Wasser ist nach Angaben der Atomaufsicht so stark verseucht, dass ein Mensch, der sich unmittelbar daneben aufhält, innerhalb einer Stunde das Fünffache der Strahlung abbekommt, die für AKW-Mitarbeiter innerhalb eines Jahres als gerade noch zulässig gilt. Nach zehn Stunden treten erste Anzeichen der Strahlenkrankheit auf wie Übelkeit und ein Rückgang der weißen Blutkörperchen.

Im Atomkraftwerk Fukushima war infolge eines Erdbebens und eines Tsunamis Mitte März 2011 das Kühlsystem ausgefallen, woraufhin es in mehreren Reaktoren eine Kernschmelze gab. Die Reaktorkatastrophe war das folgenschwerste Atomunglück seit dem Unfall im ukrainischen Tschernobyl im Jahr 1986, sie lag auf Stufe sieben der internationalen Skala. Die Betreiberfirma Tepco kämpft seit dem Unglück in Fukushima mit riesigen Mengen radioaktiv kontaminierten Wassers, das zu Kühlungszwecken an den beschädigten Reaktoren eingesetzt worden war.

Fukushimas Kinder und der Schilddrüsenkrebs

Der japanische Fernsehsender NHK berichtete unterdessen von neu bekannt gewordenen Krebsfällen unter Kindern aus der Gegend. Laut dem Bericht vom Mittwoch wurde bei 18 Kindern Schilddrüsenkrebs diagnostiziert. Ob jedoch der GAU im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi ursächlich für die Krebserkrankungen sei, könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, erklärte ein Untersuchungskomitee der Präfekturverwaltung von Fukushima, wie der Sender NHK berichtete. 

Die Behörden untersuchen derzeit die Schilddrüsen aller in der Region lebenden Kinder, die zum Zeitpunkt des Atomunfalls vom 11. März 2011 im Alter von 18 Jahren oder jünger waren. Das sind etwa 360.000 Kinder. Bis Ende vergangenen Monats wurden davon 210.000 Kinder untersucht, berichtete NHK. Neben den bisher 18 diagnostizierten Krebsfällen bestehe bei 25 Kindern ein "Verdacht" von Krebs, zehn Kinder mehr als bisher. (APA/red, derStandard.at, 21.8.2013)