Wien - Im Google-Rennen landet das U4 klar vor der U4. Ins Alter gekommen sind sie beide. Doch während das U4, also die Diskothek in Wien-Meidling, damit wirbt, seit 30 Jahren modern zu sein, braucht die gleichnamige U-Bahn-Linie auf ihren mehr als 100 Jahre alten Abschnitten dringend Erneuerung. Sagt Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ), und als Finanzstadträtin hat sie dafür 335 Millionen Euro aus dem Stadtbudget lockergemacht. "Leicht war das in Zeiten wie diesen nicht", gestand Brauner am Mittwoch bei der Präsentation des Vorhabens ein. Doch immerhin geht es um ein "Jahrhundertprojekt", wie Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer bekräftigte.
Los geht es im kommenden Jahr, der Feinschliff soll planmäßig 2020 enden. Die umfangreichen Erneuerungen betreffen hauptsächlich die Abschnitte, die noch aus den Zeiten der historischen Stadtbahn stammen (siehe Grafik). Die alte Trasse wird dort komplett erneuert, außerdem sollen, wie auf anderen Linien bereits vorhanden, Ausweichmöglichkeiten geschaffen werden, damit in Fällen, in denen ein Zug angehalten werden muss (z. B. Fahrgasterkrankung), nicht die ganze Linie blockiert wird. Die geplanten Maßnahmen im Detail:
- 2014-2015: Stützmauern werden saniert, Stellwerke und Zugsicherungsanlagen erneuert, die Stationen Hütteldorf und Stadtpark hergerichtet. Mit kleineren Einschränkungen im Betrieb ist zu rechnen.
- 2016 erste Sperre: Für Sisi-Groupies, Zoo-Anhänger und Rapid-Fans wird es in drei Jahren ernst. Von Mai bis September wird die U4 zwischen den Stationen Schönbrunn und Hütteldorf gesperrt. Gleise und Untergrund werden komplett ausgetauscht, zusätzliche Gleisverbindungen gebaut. Mehrere Stationen erhalten ein Facelifting.
- 2017 zweite Sperre: Im Juli und August macht die grüne U-Bahn zwischen Kettenbrückengasse und Margaretengürtel Pause. Auch hier soll der derzeitigen Rumpelbahn durch neue Geleise und Untergrund zu einer ruhigeren Fahrt verholfen werden. Außerdem werden die Stellwerke Karlsplatz, Schottenring und Wasserleitungswiese erneuert.
- 2018-2020: Für die letzte Etappe sind unter anderem der Austausch von Fahrtreppen und die Sanierung von Tunneldecken vorgesehen. Eine Unterbrechung des Betriebs ist nicht zu erwarten.
Mit der U4 sind pro Jahr rund 112 Millionen Fahrgäste unterwegs. Vor allem die fünfmonatige Teilsperre im Jahr 2016 wird eine gröbere Herausforderung für den Ersatzverkehr. Auf Frage des Standard skizziert Öffi-Boss Steinbauer folgende Varianten: Für die Fahrt nach St. Hanappi (U4-Endstation) sollen Fußballfans auf die S-Bahn vertrauen, es gebe bereits Gespräche mit den ÖBB über fallweise verstärkte Takte. Die einigermaßen parallel geführte Straßenbahnlinie 49 soll ebenfalls öfter fahren. Und Anrainer entlang der gesperrten U-Bahn sollen mit einer Ersatzbus-Flotte mobil gehalten werden.
Einspruch aus Hietzing
Spontaner Einspruch kam am Mittwoch aus Hietzing: Die fünfmonatige Sperre zwischen Hietzing (wo Zoobesucher in der Regel aussteigen) und Schönbrunn sei "inakzeptabel", ließ Hietzings Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) wissen. Außerdem schlägt sie vor, die Gelegenheit zu nutzen, um "die dringend notwendige Verlängerung der U4 nach Auhof und darüber hinaus einzuplanen". Ihre Forderung nach kürzeren Intervallen für die Schnellbahn betrachten die Wiener Linien als bereits erfüllt.
Nach der Sanierungen soll die U4 "fit für die nächsten 40 bis 50 Jahre" sein, ist Steinbauer überzeugt. Und das U4 wird 2070 immer noch modern sein. (Michael Simoner, DER STANDARD, 22.8.2013)