Wien - Wer zum Pflegefall wird, wird zur Belastung für seine Angehörigen. Zur psychischen sowieso, oft auch zur physischen - und wenn der Wohnsitz im falschen Bundesland liegt, so wird der zum zu pflegenden "Fall" gewordene Mensch auch noch ein finanzielles Risiko für seine Familie, die dann mitzahlen muss. Die Steiermark, wo Caritas-Präsident Franz Küberl lebt, ist das einzige Bundesland, in dem die Landesregierung am Pflegeregress festhält - in Kärnten wurde er von der neuen SPÖ-geführten Landeskoalition im Frühjahr abgeschafft.

Küberl hält die "Pechsteuer" für jene, die das Pech haben, in der Steiermark zu leben, für ungerecht und will generell den Föderalismus im Sozialbereich abschaffen: "Wir brauchen nicht neun verschiedene Regelungen in diesem Fleckerlteppich, auch Republik genannt."

Neugestaltung des Pflegegeldes

Eine bundesgesetzliche Regelung fordert Küberl auch für die Sozialbetreuungsberufe, die den dort tätigen Menschen einheitliche Karrieremöglichkeiten bieten müssten. Das wichtigste Anliegen an die Bundespolitik, das die Caritas in der nächsten Legislaturperiode verwirklicht sehen will, wäre allerdings eine Neugestaltung des Pflegegeldes, das derzeit 443.986 Personen beziehen.

Dabei geht es kurzfristig um eine Valorisierung - seit der Einführung habe das Pflegegeld 29 Prozent seines Wertes verloren, es drohe zum Taschengeld zu verkommen. Zweitens müsste die Einstufung neu erfolgen: Diese ginge nämlich zu wenig auf die persönliche Situation der Pflegebedürftigen ein.

Zunehmend gehe es beim Pflegebedarf nämlich um Demenzerkrankungen - derzeit schätzt der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau die Zahl der Demenzkranken österreichweit auf 120.000 - mit einer Verdoppelung wird gerechnet und "medizinische Hilfe ist nicht in Sicht." Auch wenn Küberl und Landau um gesellschaftliches Verständnis für die Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft mit vielen fitten, aber auch vielen pflegebedürftigen Alten werben - in letzter Konsequenz geht es um Geld. Um eine "solidarische Finanzierung", wie es Landau nennt, damit Pflege als Risiko wie Krankheit abgesichert ist. Jährlicher Finanzbedarf: sechs Milliarden Euro (in denen das derzeitige Pflegegeld von 2,4 Milliarden inkludiert wäre). (cs, DER STANDARD, 23.8.2013)