"Heutzutage können keine Bachelors und Masters ohne fundiertes Nachhaltigkeitswissen aus den Hochschulen entlassen werden", postuliert Fred Luks, nun für die Wiener Wirtschafts-Uni tätig.

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STANDARD: Nachhaltigkeit ist auch an Hochschulen ein großes Thema. Was tun Sie genau?

Luks: Nachhaltigkeit gehört ins Kerngeschäft, also in Lehre und Forschung. Der wichtigste "Output" einer Hochschule sind die Absolventinnen und Absolventen. Wenn eine Gesellschaft nachhaltig werden will, dann sind es genau diese Leute, die Bescheid wissen sollen und handeln sollen. Also ein zentraler Ansatzpunkt. Die Forschung zu dem Thema hat an der WU Tradition und ist international anerkannt. Ich will unterstützen, vernetzen, Profile schärfen helfen. Dann geht es auch um die Betriebsökologie, also um Hochschulmanagement. Mit dem neuen Campus kann sich die WU aber sehen lassen. Nicht nur im ökologischen Sinne, auch was die qualitativ hochwertigen Arbeits- und Studienplätze betrifft.

STANDARD: Die Nachhaltigkeitsdefinition ist einleuchtend: Bewusstsein für die ökologischen Grenzen, verantwortungsvolles Handeln in den drei Dimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie. Was muss sich an der WU ändern?

Luks: Wenn sich die größte Wirtschafts-Uni Europas zum Schwerpunkt Nachhaltigkeit bekennt, heißt das doch etwas. Wir fangen ja nicht erst an, wir konzentrieren.

STANDARD: Sie sind somit nicht die Ersten ...

Luks: Nein, aber wir werden das sehr gründlich und sehr gut machen.

STANDARD: Auch Curricula umschreiben?

Luks: Dass die Curricula unberührt bleiben, ist nicht vorstellbar. Aber Nachhaltigkeit ist auch dort schon längst enthalten - wird sich aber verstärkt niederschlagen. Heutzutage können Bachelors und Masters nicht ohne fundiertes Nachhaltigkeitswissen aus dem Haus geschickt werden.

STANDARD: Durchsetzung von Themen ist immer eine Machtfrage. Wie viel davon haben Sie?

Luks: Ich arbeite viel und gut mit dem Rektorat zusammen. Macht heißt ja immer Gestaltungsmacht, und da ist wohl die Frage, was man daraus macht. Ich werde jedenfalls gehört, und die Ampeln stehen auf Grün.

STANDARD: Wie sieht es mit Ihrem Budget aus?

Luks: Die Ressourcen sind vorhanden. Das Kompetenzzentrum ist ja kein Feigenblatt, sondern eine strategische Ausrichtung. Ich gebe zu bedenken, dass auch die Akkreditierungsagenturen Nachhaltigkeit, Ethik, Corporate Social Responsibility in ihren Kriterien ganz oben gereiht haben.

STANDARD: Sie waren zuvor Nachhaltigkeitsmanager in einer Bank. Wie sehen Sie die Zukunft?

Luks: Was bevorsteht, sind große, große Veränderungen. Gestaltet oder erzwungen. Wirtschaftswissenschaften haben da eine Schlüsselposition. Dass es ökologischen und sozialen Wandel braucht, ist ja klar, für viele aber noch ein abstraktes Thema. Da liegt auch mein Anliegen. Ob wir noch genug Zeit haben? Für mich gibt es keine Alternative zum Optimismus. (Karin Bauer, DER STANDARD, 24./25.8.2013)