Wirtschaft, Jobs, Bildung - die Themen im ersten TV-Duell zwischen Kanzler und Vizekanzler waren klassisch, und klassisch waren auch die Antworten. ÖVP-Chef Michael Spindelegger setzte ganz auf sein Mantra der "Entfesselung der Wirtschaft", SPÖ-Obmann Werner Faymann auf die "Entlastung der Arbeit".

Beide blieben jedoch in ihrer inhaltlichen Komfortzone - wie bisher stets in diesem Wahlkampf. Um die Protestwähler lassen sie FPÖ, BZÖ und Team Stronach buhlen - die Koalitionsparteien bedienen in diesem Wahlkampf weitestgehend ihre Kernwählerschichten. Stimmenhaltung statt Stimmenmaximierung lautet das Motto.

Spindelegger tritt in der Fernsehdiskussion aktiver auf, als man ihn bisher kennt, das Rednerpult befindet sich öfter hinter ihm als vor ihm - amerikanische Fernsehduelle färben hier ab. Er kämpft gegen sein hölzernes Image, das Coaching hat sich hier offenbar ausgezahlt. Er überrascht mit seinem Auftritt mehr als Faymann. Doch Spindelegger bleibt, was er ist: Nett - vielleicht ist dieses positive Attribut das größte Manko des Vizekanzlers in einem Fernsehduell.

Der Kanzler hingegen gibt sich staatsmännisch. Er antwortet gelegentlich mürrisch auf Kritik von Spindelegger oder den Moderatoren - weniger locker, aber sicher. Er spult sein Programm ab, geht wenig Risiko ein.

Faymann und Spindelegger gehen gut gecoacht in diesem Wahlkampf. Und aus diesem wollen sie augenscheinlich auch als Koalitionsduo hinausgehen. Die Koalitionschefs setzen auf eine Verlängerung in der Komfortzone, anstatt aktiv andere Mehrheiten anzustreben. So bleibt der Freud'sche Versprecher des Meinungsforschers Wolfgang Bachmayer während der Sendung eine Prognose: Nach dem 29. September wird "Werner Spindelegger" das Land regieren. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 26.8.2013)