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Edward Snowden hatte es gar nicht so schwer, an die 20.000 Dokumente der NSA zu kommen

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Der Prism-Enthüller Edward Snowden war kein direkter Mitarbeiter des US-Geheimdiensts NSA, sondern ein Angestellter des Vertragspartners Booz Allen Hamilton. Die Firma erfüllte Aufträge für den Geheimdienst, war also ein Dienstleister. Snowden war dort als Systemadministrator beschäftigt. Wie der Whistleblower aber an die Dokumente gekommen ist, war bisher nicht ganz klar. NBC hat sich mit der Thematik auseinandergesetzt und erläutert, wie Snowden an die Dateien hat kommen können.

Antiquiertes Sicherheitssystem

Spezielle Software oder ausgeklügelte Geräte seien für seinen Coup gar nicht notwendig gewesen. Eine Firewall habe gar nicht überwunden werden müssen. Das Einzige, was Snowden brauchte, um an die Dokumente zu kommen, waren einfache USB-Sticks und der Wille, eine Lücke in einem antiquierten Sicherheitssystem auszunutzen. So konnte er 20.000 Dokumente entnehmen, ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen. Die Technologie der NSA würde auf dem Stand von 2003 sein.

Von Hawaii aus

Cybersecurity-Experte Jason Healey meint, dass die NSA und das Department of Defense seit Jahren der Privatwirtschaft in Sachen Sicherheitstechnologie hinterherhinken würden. Er war unter George W. Bush Cybersecurity-Berater der Regierung. Mit einem Thin Client Computer sei es für Snowden deshalb einfach gewesen, die Informationen mitzunehmen. Diese Art von Rechnern sind von anderen Rechnern abhängig - im Fall von Snowden dienen sie als Monitoring-Tool. Der Zugriff kann für einzelne User eingeschränkt sein, doch Snowden hatte Zugriff auf fast alles. Schließlich hatte er von Hawaii aus direkten Zugriff auf die NSA-Server im Hauptquartier in Ft. Meade.

Rechte in vollem Umfang

Er konnte sich laut NBC jede beliebige Datei ansehen - völlig ohne Kontrolle. Auch auf das Intranet des Geheimdiensts soll er vollen Zugriff gehabt haben. Der Einsatz von USB-Sticks sei ihm auch nur deshalb erlaubt gewesen, weil er als Systemadministrator Dateien von einem Rechner auf den anderen verschieben können musste. Dieses Recht haben nur Systemadministratoren, da das System im Normalfall es nicht erlaubt, dass Dateien überhaupt kopiert oder verschoben werden.

Drei Monate bei Booz Allen Hamilton

Weiters kommen noch Faktoren hinzu, die es Snowden erlaubten, unbemerkt die Dateien mitzunehmen: eine Entfernung von 8.000 Kilometern und sechs dazwischenliegende Zeitzonen. Dies muss er alles in relativ kurzer Zeit bewerkstelligt haben, da er bei Booz Allen Hamilton nur drei Monate arbeitete - zwischen März und Juni. Berichten zufolge soll er mit den Dateien aber bereits früher in Berührung gekommen sein: Als Mitarbeiter von Dell, das ebenfalls Dienstleister für die NSA ist. Ende 2012 soll er bereits versucht haben, den "Guardian"-Journalisten Glenn Greenwald zu kontaktieren. Im Jänner soll er dann auch den Kontakt zur Filmemacherin Laura Poitras gesucht haben. (red, derStandard.at, 27.8.2013)