Hinter Peter Jankowitsch, Außenminister a.D., dreht sich in der "ZiB 24" die Welt. Sendung zum Nachsehen auf tvthek.orf.at.

Screenshot: TVthek

Das Fernsehen geht mit der Zeit. Zum Beispiel spiegeln sich in manchen Sendungen die Jahreszeiten in den Studiomöbeln. Auch die Nachrichtensendungen sind in ihrer Optik auf die Tageszeiten bedacht. In der Neun-Uhr-"ZiB" streckt die Sonne ihre ersten Strahlen über den oberen Wölbungsrand des Bildschirmglobus; zur Mitternacht, in der "ZiB 24", ist es dagegen ziemlich duster. Auf Lebens- und Biorhythmus der Seherinnen und Seher wird also Rücksicht genommen.  

In der "ZiB 24" dreht sich alles. Das hat nichts mit einer wirren Gesamtverfassung nächtlicher Nachrichtenempfänger zu tun, sondern mit dem psychedelisch bespielten Riesenbildschirm im Studio. Bei diesem schönen blauen Einheitsbühnenbild geht es einerseits darum, den größtmöglichen Überblick zu suggerieren, also mindestens jenen des Stratosphären-Springers. Und es geht um die Wiedererkennbarkeit, den Gewohnheitseffekt bei gleichzeitiger Konzentration auf die neue Nachricht. 

Wobei - das ist die Frage: Fördert diese tiefblaue, gepixelte, sich bildschirmfüllend um die eigene Achse drehende Erdkugel die Konzentration auf das im Vordergrund Gesprochene?

Am Montag war Außenminister a. D. Peter Jankowitsch (Kabinett Vranitzky 1986/87) bei Lisa Gadenstätter zu Gast. Es ging um die Rolle der Vereinten Nationen in Syrien.

Hinter Jankowitsch drehte sich die Welt. Auf ihr schossen unaufhörlich grafische Linien querfeldein, von Krasnojarsk nach St. John’s, von Montpellier nach Duschanbe. Es war wie beim dusseligen VJing im Club. Und alsbald drehten sich die Antworten des Studiogasts genauso im Kreis wie der Bildschirmschoner-Erdball. Wer ist jetzt schuld? (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 28.8.2013)