Während sie weiter abverkauft und abgewickelt wird, kostet sie den Steuerzahler noch Millionen: die Hypo Alpe Adria.

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Wien - Lange wurde gerechnet, bewertet, besprochen, neu gerechnet und neu besprochen - seit der Aufsichtsratssitzung steht die Halbjahresbilanz der staatlichen Hypo Alpe Adria fest. Eigentlich sollten die Zahlen sofort veröffentlicht werden, allerdings mussten die Banker noch eine Unterschrift für eine Bundesgarantie vom Kanzleramt einholen - also wurde die Bekanntgabe der Bilanz auf Mittwoch verschoben.

Landeshaftung sinkt

Was schon davor klar war: Die Bank, die auf EU-Geheiß abgewickelt wird, hat einen Megaverlust gebaut. Laut STANDARD-Recherchen liegt er bei mehr als 800 Millionen Euro - allein die Italien-Tochter ist mit einem dreistelligen Millionenbetrag im roten Bereich. Neben der wirtschaftlichen Lage im Lande hat die Hypo-Tochter auch ein großes hausgemachtes Problem: Sie hat ihren Kunden falsche Zinsen berechnet und musste allein dafür Rückstellungen von mehr als 80 Millionen Euro bilden.

Weitere Verlustbringer: der Verkauf der Österreich-Tochter (der Erlös lag weit unter dem Buchwert), Risikovorsorgen und Abwertungen jener Portfolios, die in den (riesigen) Abbauteil der Hypo verschoben wurden. Das Südosteuropa-Netzwerk (wird verkauft) hat zwar operativ einen zweistelligen Millionengewinn eingefahren, die Risikovorsorgen fressen aber mehr als alles auf. Ein Lichtblick: Die Haftung des Landes Kärnten für seine Ex-Landesbank ist auf unter 15 Milliarden Euro gesunken. Aus Sicht des Steuerzahlers ein schwacher Trost: Er muss weiter für die Hypo bluten.

Eigenkapitalmäßig geht sich die Geschichte knapp aus; deswegen wurde ja auch so lang herumgerechnet. Die bereits budgetierte Kapitalspritze des Bundes von 700 Mio. Euro wird vorerst reichen, um die Eigenkapitalerfordernisse der Hypo zu erfüllen. Jedenfalls bis nach der Nationalratswahl.

Aufsicht muss reagieren

Wobei das nur die halbe, weil zukünftige Wahrheit ist. Denn die EU hat die erneute staatliche Beihilfe ja noch nicht genehmigt, die 700 Millionen durften daher noch nicht ins Eigenkapital gebucht werden. Die Folge: Technisch gesehen fehlen der Hypo derzeit 700 Millionen Euro Eigenkapital, und darauf muss die Aufsicht reagieren.

Nicht zuletzt deshalb, weil die international tätige Hypo ja auch ausländischen Bankenkontrolleuren untersteht, die unter Leitung der Nationalbank in Joint-Risk-Assessments (JRAD) gemeinsam die Risiken und Eigenkapiterfordernisse berechnen.

Nationalbank (OeNB) beziehungsweise Finanzmarktaufsicht werden Finanzministerin Maria Fekter als Hypo-Eigentümervertreterin nun also auffordern, den regulatorisch vorgeschriebenen Zustand herzustellen - und Bares einzuzahlen. Die Frist dafür wird wohl so bemessen sein, dass in der Zwischenzeit der EU-Sanktus für die 700-Millionen-Beihilfe eintrifft. Aus Aufsichtskreisen ist zu hören, dass diese Entscheidung der EU-Wettbewerbskommission noch diese Woche fallen könnte.

Schlechte Aussichten

Hinter den Kulissen sorgt die Hypo für höchste Alarmbereitschaft. Die Notenbanker sind nervös und haben das Institut Anfang August auf Krisenmodus (im OeNB-Jargon: "Krisen-Cockpit") gestellt. Die Hypo-Banker müssen seither tägliche Updates der Zahlen liefern, in der OeNB kommen täglich die Mitarbeiter aller involvierten Abteilungen zusammen, um Zustand und Zukunft der Hypo zu prüfen und abzuschätzen. Liquiditätsprobleme gebe es in der Staatsbank aber nicht, wird allseits versichert.

Wie es nach den Wahlen mit der Hypo weitergeht, ist zwar noch nicht klar; die Jahresbilanz wird aber sicher noch trister als die jetzige ausfallen. Dass bisher noch keine Bad Bank gegründet wurde, ist einer der Gründe für den Abgang von Hypo-Chef Gottwald Kranebitter. Er hat ja seinen Job quittiert, geht am 31. August - und dementiert heftig, dass er eine monetär versüßte einvernehmliche Vertragsauflösung anpeilt. (Renate Graber, DER STANDARD, 28.8.2013)