Marokko-Mars-Analogfeldsimulation 2013, Österreichisches Weltraumforum: Aouda.X-Marsanzug im Sonnenuntergang mit dem Magma-Rover. Am Rover befindet sich auch das Life-Experiment der Universität Innsbruck.

Foto: ÖWF / Zanella-Kux

Schüler, verteilt über den ganzen Globus, werden im Oktober vor Computern sitzen und einen für wissenschaftliche Zwecke gebauten Mars-Rover steuern. Kinder in Mosambik oder in Neuseeland sollen mit den Gefährten verschiedener Wissenschaftsteams, etwa dem Magma White Rover, Bodenproben entnehmen oder ein 360-Grad-Panorama fahren. Die fahrbaren Mini-Roboter sind zwar nicht am Mars stationiert. Noch nicht. Sie führen die Befehle der Kids aber dennoch tausende Kilometer entfernt aus: Im Fall des Magma-Rovers etwa in Polen.

Die Fäden dieser pädagogischen Mars-Mission laufen in Innsbruck zusammen. Denn dort befindet sich das Mission Control Center des Österreichischen Weltraumforums (ÖWF), das bei der heurigen "World Space Week" vom 4. bis 10. Oktober eine tragende Rolle spielt.

Nicht nur auf dem Globus verteilte Schüler und Rover werden im Hauptquartier am Inn zusammengeschaltet. Marsanzug-Simulatoren werden getestet, einschlägige Vorträge live durchs Netz gestreamt, und eine sechsköpfige Crew wird vier Tage lang in die Mars Desert Research Station in Utah ziehen und dort eine bemannte Marsmission simulieren. Hunderte Veranstaltungen von mehr als 20 internationalen Institutionen werden weltweit Forschungserkenntnisse und Anschauungsmaterial präsentieren.

Nach dem Trubel um den erfolgreichen Mars-Rover Curiosity der Nasa war es für ÖWF-Vorstand Gernot Grömer "fast ein bisschen aufgelegt", auch die kommende "World Space Week" der Erforschung des Roten Planeten zu widmen.

"Drive" zum Mars

Selbst einem Großteil der Volksschulkinder sei Curiosity mittlerweile ein Begriff, in den Space Agencies herrsche Aufbruchsstimmung, Politik und Industrie zeigten Interesse, schwärmt Grömer: "Da ist Drive dahinter!" Die österreichischen Bundesländer bekommen den "Drive" in Form von diversen Weltallaktionismen ab: von Gehörproben aus dem Weltall, also der akustischen Darstellung elektromagnetischer Signale, über synthetische Geruchsproben von Himmelskörpern bis zum selbst geschossenen Krater - mit einer Steinschleuder.

"Sehr stolz" ist Grömer auf vier Kinder-Raumanzüge, die auf Österreich-Tournee gehen. In ihnen können sich auch Zwölfjährige wie Astronauten fühlen, Simulation von Belüftung, Gewicht und Funkverkehr inklusive. Das ÖWF bietet zudem unterstützt vom Verkehrsministeriums und organisiert vom Science-Center-Netzwerk Ausbildungen und Infrastruktur für Lehrer, die das Thema stärker in den Unterricht einfließen lassen wollen.

So viel Aufbruchsstimmung in Richtung Weltraum und des Roten Planeten aus Österreich mag verwundern. Ist es nicht frustrierend, dass man hier so weit von den aussichtsreicheren Mars-Plänen der Nasa entfernt ist? "Wir werden nicht den fertigen Raumanzug basteln und ihn der Nasa als Geschenk aus Österreich überreichen", sagt Grömer. "Aber wir werden lernen und helfen, die richtigen Fragen zu stellen."

Rot-weiß-roter Weg zum Mars

Immerhin habe anlässlich der "Marokko-Mars-Simulation 2013", einem im vergangenen Februar in der Sahara stattgefundenen Forschungsprojekt, schon das US-Institut Jet Propulsion Lab, das Satelliten für die Nasa baut, angerufen, um sich mit einem Experiment im marokkanischen Wüstensand zu beteiligen. "Wie auch immer der Weg zum Mars ausschaut, ein Teil davon wird rot-weiß-rot sein", ist Grömer überzeugt.

Umgesetzt wird der österreichische Anteil im Fall der World Space Week mit einem Mini-Budget von wenigen 10.000 Euro, die von beteiligten Unternehmen und dem Land Tirol kommen, und vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit von Studenten und Experten. Die jährliche World Space Week geht auf eine Initiative der UNO aus dem Jahr 1999 zurück. 2013 möchte Grömer daraus ein "Woodstock der Weltraum-Analogforschung" machen. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, 28.8.2013)