Allergien: Blühender Ragweed kann für tränende Augen und Atembeschwerden sorgen.

Foto: Senta Vogl

Wien - Der bei Allergikern gefürchtete Ragweed, auch Beifußambrosie genannt, wird sich durch den Klimawandel in Österreich und Bayern rapide ausbreiten. 2005 waren rund elf Prozent des Bundesgebiet und des benachbarten Freistaats mit der Pflanze kontaminiert, ohne Bekämpfungsmaßnahmen und Berücksichtigung des Klimawandels werden es bis 2050 schon 35 Prozent sein. Rechnet man die Klimaerwärmung in die Prognosen ein, wird die Pflanze sogar in 45 Prozent des Gebiets vorkommen. Das zeigt eine Studie österreichischer Wissenschafter, die auch nachwiesen, dass eine Bekämpfung der Pflanze deutlich günstiger kommt als die Folgekosten für das Gesundheitssystem.

Ragweed wurde aus dem Südwesten der USA nach Europa eingeschleppt, etwa durch den Import von Saatgut und Vogelfutter, das mit Ragweed-Samen verunreinigt war. Mittlerweile werden die Samen beispielsweise durch Fahrzeuge entlang von Straßen vertragen. Solche Ausbreitungsprozesse kennen Physiker in Form von "Diffusions"-Modellen schon lange. Wenn Ragweed im August und September blüht, sorgt der Pollen der Pflanze bei Allergiker und Allergikerinnen für tränende Augen und Atembeschwerden – kommende Woche wird es in Österreich soweit sein.

Ausbreitung der Pflanze berechnet

Physiker und Biologen der Universität Wien haben nun gemeinsam mit Experten der Medizinischen Universität Wien und des Umweltbundesamts in einer Simulation die Ausbreitung der Pflanze berechnet und daraus abgeleitet, wie sie am besten zu bekämpfen ist. Ihre Arbeit wurde in der Fachzeitschrift "Journal of Applied Ecology" veröffentlicht.

Wie Gero Vogl von der Fakultät für Physik der Universität Wien im Gespräch erklärte, sind in Österreich derzeit vor allem das östliche Flachland und die Industriegebiete mit Ragweed kontaminiert. "Durch den Klimawandel wird sich die wärmeliebende Pflanze bis 2050 auf praktisch alle tief liegenden Gegenden Österreichs ausgebreitet haben", sagte Vogl.

Kosten-Nutzen-Rechnung

Die Wissenschafter haben auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung vorgenommen und Bekämpfungs- mit Gesundheitskosten verglichen. Das Ergebnis ist eindeutig: Schon mit Bekämpfungsmaßnahmen etwa durch Ausreißen im Ausmaß von jährlich 30 Millionen Euro könnten Folgekosten von 300 Millionen Euro pro Jahr verhindert werden, die u.a. durch Behandlungen, Medikamente und Arbeitsausfall entstehen.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass es wichtig wäre, frühzeitig und entschlossen die weitere Ausbreitung von Ragweed zu verhindern. Die dafür notwendigen Gelder stehen in keiner Relation zu den potenziell entstehenden Kosten für das Gesundheitssystem", erklärte Robert Richter, Erstautor der Studie, in einer Aussendung der Uni Wien. (APA, 31.8.2013)