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Auf ihrem Weg in die Eizelle haben es die Spermien alles andere als leicht: Die Polysialinsäure hilft ihnen, sich gegen die Angriffe des weiblichen Immunsystems zur Wehr zu setzen.

Foto: Matthias Kulka/Corbis

Gießen - Spermien haben es im weiblichen Reproduktionstrakt nicht leicht. Denn das Immunsystem der Frau reagiert auf die "Eindringlinge" mit dem Einmarsch von Immunzellen. Darunter sind auch solche, die sich selbst opfern und mit ihrer DNA und Histonen – Proteine, die unter anderem für die Verpackung der DNA wichtig sind – ein Netz bilden, um damit Spermien einzufangen und bewegungsunfähig zu machen. Wie sich die Spermien dagegen zur Wehr setzen, erforscht eine Arbeitsgruppe der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU).

So kommt im Ejakulat ein Enzym vor, das dieses Maschenwerk auflöst, damit sich die Spermien wieder fortbewegen können. Da jedoch extrazelluläre Histone weiterhin giftig auf körpereigene Zellen wirken, haben diese auch hierfür ein Gegenmittel parat: Die Gießener Forscher konnten bereits zeigen, dass ein körpereigenes Zuckerpolymer aus sauren Sialinsäuren, die sogenannte Polysialinsäure, der Zytotoxizität von Histonen entgegenwirken kann, in dem es diese zu einem Komplex verklumpt.

Nun hat das Team aufgedeckt, dass diese Polysialinsäure in den männlichen Geschlechtsorganen hergestellt wird und im Ejakulat vorhanden ist. Die Wissenschaftler erhoffen sich, die protektive Funktion von Polysialinsäure gegen extrazelluläre Histone im weiblichen Reproduktionstrakt für die Entwicklung von Therapeutika nutzen zu können. Damit ließe sich die Spermienanzahl erhöhen, die dem Angriff des weiblichen Immunsystems entgeht. Auf diese Weise könnte auch Männern mit einer geringen Spermiendichte ohne aufwendige künstliche Befruchtung ein Kinderwunsch erfüllt werden. (red, derStandard.at, 29.8.2013)