Linz - Der dritte Prozesstag im sogenannten "Oma-Mord" - der 72-jährige Ehemann und der 19-jährige Enkel des Mordopfers müssen sich seit Montag in Ried vor Gericht verantworten (DER STANDARD berichtete) - startete am Donnerstag gleich mit drei Überraschungen. Richterin Claudia Lechner kündigte zunächst an, es hätten sich zwei Zeugen gemeldet, die ein Gespräch zwischen den beiden Angeklagten in einem Café in Schärding mitbekommen hätten, in dem der Großvater zum Enkel gesagt haben soll: "Die Oma muss weg." Die Zeugen werden nun für kommenden Mittwoch geladen.

Ebenso vor dem Kadi erscheinen darf ein Versicherungsvertreter, da es zu klären gilt, ob eine Lebensversicherung zugunsten des angeklagten Großvaters in der Höhe von 40.000 Euro existiert.

Und es wird der Tatort der brutalen Bluttat noch einmal eine zentrale Rolle spielen. Für kommenden Montag hat Richterin Lechner gegen 20.00 einen weiteren Lokalaugenschein im Haus der Großeltern angesetzt. Der Hintergrund: Geklärt werden sollen die Lichtverhältnisse und die Einsicht vom Hausflur in das Wohnzimmer. Leopold D. war nämlich beim Nachhausekommen am Tatabend (26. Oktober 2012) seine Frau, die mit offenem Schädel reglos im Wohnzimmer lag, nicht gleich aufgefallen. Richterin: "Warum sind Sie zuerst in andere Räume gegangen?" "Ich habe nicht auf den Boden geschaut", rechtfertigte sich der Pensionist. "Ich war momentan kopflos."

Zu Wort kamen am Donnerstag im Prozess vor allem Familienangehörige. Die Ehe der Großeltern sei "eigentlich gut gewesen", Lukas S. hingegen "gerne im Mittelpunkt gestanden und aufbrausend", berichtet etwa die Cousine des jüngeren Angeklagten. Dass Lukas S. zum Mord angestiftet wurde, kann sich die Cousine nicht vorstellen: "Der Opa war nie ein Mensch, vor dem man Angst hat." Die Tochter des Angeklagten setzt im Zeugenstand nach: "Des is net mei Papa. Vielleicht ist beim Lukas ein Auftrag angekommen, der so nie gegeben wurde." (Markus Rohrhofer/DER STANDARD, 30.8.2013)