Berlin/Washington - In einem Gastbeitrag in der "taz" verteidigte Chefredakteurin Arianna Huffington die Pläne, in der "Huffington Post" ab Mitte September keine anonymen Kommentare mehr zuzulassen. "Die freie Meinungsäußerung steht den Personen zu, die für ihre Aussagen einstehen und sich nicht hinter Anonymität verstecken", schreibt Huffington.

Eine Klarnamenpflicht im Netz ist äußerst umstritten, Datenschützer lehnen sie entschieden ab.

Schutzfunktion

Die Möglichkeit, sich anonym im Netz zu bewegen, sei "konstituierend für den Grundrechts- und Datenschutz", schreibt Konstantin von Notz, der netzpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Deutschen Bundestag in der "taz". Angesichts weltweiter Datenskandale erfülle das eine wichtige Schutzfunktion.

Auch Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter in Schleswig-Holstein, lehnt eine Klarnamenpflicht ab. Gegen Facebook, das von seinen Nutzern verlangt, sich unter echtem Namen anzumelden, konnte er sich allerdings gerichtlich nicht durchsetzen, da für den Datenschutz des sozialen Netzwerks Irland zuständig ist.

Kein Garant für zivilisiertere Debatten

Den "besten Beweis, dass eine Klarnamenpflicht nicht hilft, zivilisiertere Debatten zu ermöglichen", erbringt für Markus Beckedahl, Gründer des Blogs netzpolitik.org, Facebook. Eine Klarnamenpflicht, verhindere sogar intelligente Kommentare, "denn mancher will nicht für jede heutige Meinung in Zukunft belangt werden."

"Erwachsenes Internet"

Bisher sind die Kommentare in der "Huffington Post" von rund 40 Mitarbeitern moderiert worden. "Nun wollen wir einen Schritt weitergehen, um unsere Plattform weiterzuentwickeln und an die Bedürfnisse des erwachsenen Internets anzupassen", schreibt Huffington.

Im Herbst will die Medienunternehmerin gemeinsam mit dem Internetkonzern Tomorrow Focus auch in Deutschland eine Ausgabe der "Huffington Post" herausbringen. (APA/red, derStandard.at, 1.9.2013)