Moskau/Berlin - Die Zahl der im Erdorbit kreisenden Satelliten nimmt rasant zu und damit auch die Menge des Weltraummülls, der nicht zuletzt auch die bemannte Raumfahrt gefährdet. Wissenschafter arbeiten daher bereits seit längerem an technischen Lösungen für dieses Problem. Eine mögliche Waffe wurde nun vorgestellt: Der gefährliche Schrott könnte künftig mit einem leistungsstarken Laser von der Erde aus unschädlich gemacht werden. "Damit soll der Müll erfasst oder seine Bahn so verändert werden, dass er in der Atmosphäre verglüht", sagte der Leiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner, in Moskau.
Das DLR testet derzeit eine solche Erfassung in der Umlaufbahn. Nach 50 Jahren Raumfahrt würden mittlerweile tausende Rückstände um die Erde rasen und den Planeten bedrohen. "Ich halte es für dringend notwendig, unseren Orbit endlich aufzuräumen", fordert Wörner.
Nach Angaben der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA handelt es sich bei den meisten Schrottteilen um ausgediente Satelliten, ausgebrannte Raketenoberstufen oder abgeplatzte Lack- und Trümmerstücke, die bei Explosionen von Oberstufen oder Satelliten entstanden sind. Viele davon haben eine Geschwindigkeit von mehreren 10.000 Kilometern pro Stunde. Ein großer Teil ist auf militärische Tests sogenannter Antisatellitenwaffen zurückzuführen. Auch von Astronauten verlorene Handschuhe und Schraubendreher rasen durchs Weltall. Die internationale Raumstation ISS zum Beispiel muss daher jährlich mehrere Ausweichmanöver starten.
Mehr als 100 Millionen Trümmer
Um Raumflüge sicherer zu machen, werden nach ESA-Angaben rund 8500 Trümmerstücke mit einer Größe von mehr als zehn Zentimetern mithilfe von Radaranlagen und Teleskopen beobachtet. Denn aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit können sie eine Raumsonde zerstören und Raumfahrer gefährden. Bruchstücke von unter einem Zentimeter sind von der Erde aus nicht mehr nachweisbar, können aber dennoch gefährlich werden. Die US-Weltraumbehörde NASA schätzt ihre Zahl auf mehr als 100 Millionen.
Größere Teile könnten aber auch auf der Erde Probleme bereiten: Der unkontrollierte Absturz des ausgedienten deutschen Röntgensatelliten "Rosat" hatte im Oktober 2011 für Schlagzeilen gesorgt. Nach Befürchtungen, der 2,5 Tonnen schwere Apparat könne auf bewohntes Gebiet fallen, verglühte der Apparat jedoch in der Atmosphäre. (APA/red, derStandard.at, 01.09.2013)