Peking, das zusammen mit Moskau als UN-Vetomacht jedes einheitliche Vorgehen des Sicherheitsrats gegenüber Syriens Assad-Regierung bisher stets blockiert hat, kommentierte über seinen Xinhua-Korrespondenten in Washington indirekt die Rede von US-Präsident Barack Obama. Sie sei ein Ausweichmanöver, um angesichts der "bröckelnden internationalen Unterstützung" Zeit zu gewinnen. Obama habe eine "Pause in seinem Marsch zum Krieg eingelegt". Angesichts der "sichtlich zu großen Hindernisse und des schwer absehbaren Ergebnisses einer Militäraktion hat er einen Weg gewählt, um den Ball dem Kongress zuzukicken".

Die Blockadenation China dreht den Spieß um. Der Kommentar wirft Obama indirekt vor, mitschuldig an der Eskalation in Syrien zu sein, da er seit dem "Ausbruch des Bürgerkriegs vor 29 Monaten eine Politik des Nichtengagements" verfolgt habe und "wenig für Frieden und Aussöhnung in dem Land" getan habe.

Chinas Regierung ist allerdings in der Syrien-Frage wenig eigenaktiv und bisher immer im Windschatten Russlands geblieben. Auch in jüngster Zeit hielt sich Peking mit Stellungnahmen zurück. Außenminister Wang Yi forderte aber alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf und plädierte für eine politische Lösung. Das Außenministerium teilte mit, dass Wang dazu jüngst auch mit den Außenministern von Frankreich und Deutschland telefoniert habe. Pekings Botschaft: Alle Beteiligten sollten vor weiteren Schritten zuerst das Ergebnis der Untersuchung der UN-Chemiewaffenexperten abwarten. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 2.9.2013)