Grafenegg - Brett Dean ist der diessömmerliche Residenzkomponist, in sieben Konzerten werden Werke des Australiers vorgestellt. Im Prélude am Samstagnachmittag (die Reihe ist für die Besucher der Abendkonzerte gratis) dirigiert der 51-Jährige etwa seine vom Spanischen Liederbuch geprägten Wolf-Lieder für Sopran und Kammerensemble (Sopran: Claudia Barainsky). Die Musik ist so stimmungsreich wie wandelbar - Alexander Moore wird im Einführungsgespräch zum Abendkonzert den Stil Deans daran festmachen, dass dieser eigentlich nicht festzumachen sei.

Viel Verschiedenes ist auch im halbstündigen Auftragswerk des Grafenegg-Festivals an Dean, dem Trompetenkonzert Dramatis personae. Das Verhältnis von Solist (mit lauwarmer Lässigkeit: Håkan Hardenberger) und Orchester sieht Dean ähnlich zu jenem von Held und Welt; das Gegen- und Miteinander von Führungsfigur und Masse prägt das klassisch dreiteilige Werk. Nach einem rhythmisch pointierten ersten Satz und einem monologartigen zweiten zieht Dean im Finalteil, The Accidental Revolutionary, alle Register und überblendet, an Gustav Mahler erinnernd, Stilzitate und Eigenes zu einem collageartigen Clash der Klänge und Zeiten.

Vor der Uraufführung gibt es Beethovens Leonore-Ouvertüre Nr. 3. - das Trompetensignal soll schon einmal darauf hinweisen, was kommt. Danach Brahms' erste Symphonie, belastet und beeindruckt vom titanischen symphonischen Schaffen des Klassikers.

Bemerkenswert, mit welcher Spannung, welcher Intensität John Storgårds das Werk auflädt: Der Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Helsinki ist ein Antreiber, ein Dynamo, aber auch ein akribischer, detailgenauer Arbeiter. Die Musiker des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich glühen - unter ihnen auch Brett Dean, das ehemalige Mitglied der Berliner Philharmoniker, am Stimmführerpult der Bratschen. Begeisterung. (Stefan Ender, DER STANDARD, 2.9.2013)