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Die Anzeigen gegen häusliche Gewalt sind leicht zurückgegangen, dafür werden die Übergriffe zunehmend brutaler, berichten Mitarbeiter aus Frauenhäusern. 95 Prozent der Täter sind männlich.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Wien - Jener Mann, der am Donnerstag seine Ex-Frau in Laa an der Thaya vor den Augen der gemeinsamen Kinder auf offener Straße erstochen hat, ist amtsbekannt. Bereits 2009 war die Frau vor ihm ins Frauenhaus Mödling geflüchtet, kehrte aber zu ihm zurück. Geändert hat sich nichts. Vor kurzem reichte sie die Scheidung ein. Das war ihr Todesurteil.

Laut Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF), nehmen die Fälle schwerer häuslicher Gewalt massiv zu. Die Kriminalstatistik für das erste Halbjahr 2013 weist zwar einen Rückgang von fünf Prozent bei den Anzeigen aus. "Doch die Täter werden immer hemmungsloser, immer brutaler", sagt Rössl­humer. Menschen, deren Gewaltbereitschaft wie im oben genannten Beispiel gemeldet wird, sollten zu Anti-Aggressions-Trainings verpflichtet werden, fordert Rösslhumer.

Um 22,6 Prozent weniger

Doch wie die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Grünen zeigt, steht die Finanzierung von Anti-Gewalt-Schulungen auf unsicheren Beinen: Wurden in Summe 2011 noch 166.646 Euro an alle Einrichtungen ausbezahlt, die solche Trainings anbieten, waren es 2012 nur mehr 129.012 Euro. Wie aus der Anfragebeantwortung hervorgeht, hat das Innenministerium unter Ministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im Vorjahr die Unterstützung sogar komplett eingestellt. Auch 2013 wurden "bis dato keine Förderungen vergeben".

Die Frage, warum im Jahr 2012 keine Gewaltpräventionstrainings mehr unterstützt wurden, können sie nicht beantworten, sagt eine Sprecherin vom Bundeskriminalamt. Vor wenigen Wochen seien aber 29.800 Euro an die Männerberatungsstelle in Wien ausbezahlt worden. Das habe sich mit der Anfrage überschnitten.

Das Sozialministerium förderte 2012 mit 20.000 Euro (im Vergleich zu 50.500 im Jahr 2011), das Familienministerium mit 340.050 Euro (310.185 im Jahr 2011). Der größte Brocken fällt auf das Justizministerium, das im Vorjahr 214.861 Euro (166.100 Euro im Jahr 2011) für Prozessbegleitung ausbezahlt hat.

"PR-Aktion für die Ministerin"

Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen, hat die Anfrage zur Förderung von Männerberatungsstellen im April gestellt. Anlass dafür sei gewesen, dass das Projekt 'Bündnis gegen Gewalt' des Innenministeriums hohe Summen erhalten habe. Genaue Zahlen habe sie - trotz mehrerer Anfragen - nie bekommen, sagt Schwentner. Rund 250.000 Euro sollen seit 2010 in die Initiative geflossen sein. Ziel ist es, Akteure und Projekte zur Gewaltprävention besser zu vernetzen. "Das Anliegen ist berechtigt, hat aber wenig Ergebnisse gebracht. Es war eine Riesen-PR-Aktion für die Ministerin", meint Schwentner.

Rösslhumer war zu einigen Veranstaltungen eingeladen. "Es ist ein Aushängeschild für die Ministerin. Die Frage ist, welches Ergebnis das Projekt bringt?" (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 31.8./1.9.2013)