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Die Sexarbeiterinnen werden nach und nach von der Straße verbannt - die angekündigten sicheren Erlaubniszonen werden immer weniger.

Foto: AP/Scott Eisen

Bald werden es zwei Jahre, dass das neue Wiener Prostitutionsgesetz gilt und Prostitution in Wohngebieten verboten ist. Von einem angestrebten generellen Verbot von Straßenprostitution wollte die zuständige SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger damals nicht sprechen, höchstens von einer Verlagerung Richtung "Indoor". Außerdem sollten zusammen mit Grünen und NGOs fünf "sichere" Erlaubniszonen für die Straße definiert werden, hieß es im Herbst 2011.

Knapp zwei Jahre später ist von diesen Plänen nicht viel geblieben. Die Brunner Straße, der von NGOs und auch der Polizei als gefährlich eingestufte Auhof tief im Westen und ein Teil des Praters - das ist alles, was an Erlaubniszonen übrig geblieben ist. Diese Situation führte zu einem erheblichen Platzmangel im Prater. Der großen Konkurrenz untereinander ist nur mehr mit Dumpingpreisen beizukommen. Oder aber die Frauen weichen letztlich doch auf illegale Gebiete aus, wofür sie (wie auch die Freier) allerdings Strafen von mehreren hundert Euro zahlen müssen.

Auch der Prater wird wegfallen

Mit dem neuen WU-Standort im Prater und dem direkt neben der Wirtschaftsuniversität geplanten Studierendenheim der Akademikerhilfe schreitet die Aufwertung des Praters voran. Zwar liegt noch kein Gemeinderatsbeschluss vor, der eine Umwidmung des betreffenden Praterstücks in ein Wohngebiet vorsieht. Doch sobald dieser geplante Schritt umgesetzt wird, werden auch hier die Sexarbeiterinnen weichen müssen.

Bloß, wohin? "Indoor", wie Frauenberger angekündigt hat? Auch in dem Bereich wird das Ausweichen in die Illegalität begünstigt, denn mit dem neuen Gesetz müssen Bordelle und Laufhäuser zahlreiche (aus arbeitsrechtlicher Sicht sicherlich sinnvolle) Auflagen erfüllen. Doch mit ausreichend Duschen, Alarmknöpfen in den Zimmern oder Spinden wartet der weitaus größere Teil der Bordelle nach wie vor nicht auf, und so schrumpfen auch hier die legalen Orte für Sexarbeiterinnen. Da der Platz auf der Straße laufend eingeschränkt wird, wäre hier eine längere Frist für die Umbauten weit über Ende 2012 hinaus nötig gewesen.

Nicht zu Ende gedachte Kompromisse

Der realpolitische Umgang mit Sexarbeit ist heikel, so viel steht fest. Auch, dass die Politik die europaweit harten Kontroversen scheut, ob ein striktes Verbot oder Liberalisierung der bessere Weg ist, um gegen Menschenhandel und Ausbeutung vorzugehen. Stattdessen herrschen nicht zu Ende gedachte Kompromisse.

Diese Unentschlossenheit ist gefährlich. Das stete Zurückdrängen der Sexarbeit aus der Öffentlichkeit betrifft jene, die mit dem Sexverkauf am wenigsten verdienen: die Frauen auf dem Straßenstrich. Und es ist eine Chance für illegale Bordellbesitzer und Zuhälter, diese Situation auszunützen.

Für die Stadt Wien kommt in der Zwischenzeit einiges an Geld durch Strafen für Prostitution in Wohngebieten, Wohnungen oder wo auch immer sich Sexarbeiterinnen verstecken müssen in die Kassen. Eine richtungslose Politik, die in jeder Hinsicht auf Kosten der betroffenen Frauen geht. (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 3.9.2013)