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Mark Hughes ist glücklich über das Schnäppchen aus Bremen.

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Töpferei ist eine Technik zur Herstellung von Keramik, bei der hauptsächlich Gegenstände aus Ton/Lehm geformt, getrocknet, dekoriert und gebrannt werden, wodurch die keramischen Endprodukte hart und teilweise wasserfest werden. (Wikipedia)

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Tom Jones in der Kehle, die "Potters" vor den Augen.

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Marko Arnautovic könnte das Töpfermuseum besuchen. Viel mehr gibt es in Stoke-on-Trent nämlich nicht zu sehen. Glanz und Glamour sind in der 350.000-Einwohner-Stadt spärlich gesät, sie gilt als typisch für die grauen englischen Midlands. Stoke-on-Trent ist nicht Valencia, London, Glasgow, nicht San Sebastian und auch nicht Kiew. Mit Vereinen dieser Städte wurde Arnautovic über den Sommer in Verbindung gebracht.

Nun ist es aber Stoke City geworden. So grau sich die Stadt auch präsentieren mag, so tief ist der Verein in der Gegend verwurzelt. Das Britannia Stadium füllt sich fast immer ganz, das Publikum der "Potters" gilt als rau, aber leidenschaftlich. Im Jahr 2008 wurden die Fans zu den lautesten der Liga gekürt. Die inoffizielle Hymne, eine Abänderung von Tom Jones' Nummer-eins-Hit "Delilah", hallt bei Heimspielen durch die Stadt.

Große Stücke auf Arnautovic

Sportlich werden in den Midlands große Stücke auf Arnautovic gehalten. Trainer Mark Hughes, der vergangene Saison bei den Queens Park Rangers die Bank räumen musste, frohlockt: "Marko ist ein Spieler, der uns schon länger aufgefallen ist. Er hat in Holland, Italien und Deutschland auf einem Topniveau gespielt und will das auch in England unter Beweis stellen. Ich bin glücklich, ihn in meiner Mannschaft zu haben."

Die Steine in Arnautovics Weg zum Stammplatz auf dem rechten Flügel heißen Jonathan Walters und Jermaine Pennant. Ausgerechnet Backup Pennant, der vor Stoke bei Liverpool und Saragossa spielte, schoss die "Potters" am Wochenende zum überraschenden 1:0-Auswärtserfolg bei West Ham. Als Solo-Sturmspitze wechseln sich der einstige Teamstürmer Peter Crouch und Kenwyne Jones aus Trinidad und Tobago ab. Der Saisonstart verlief verheißungsvoll: Nach einer Niederlage beim FC Liverpool folgten zwei Siege gegen Crystal Palace und die "Hammers".

Auf die Bank gerechnet

Eben West Ham United bekundete im Sommer als erster englischer Verein Interesse an Arnautovic. Die Londoner, derzeit Tabellenachter, waren Arnautovic aber sportlich eine Nummer zu klein, auch die Gespräche mit dem schottischen Ligakrösus und Champions-League-Starter Celtic Glasgow scheiterten. Und plötzlich schien der ÖFB-Teamspieler doch an der Weser zu verweilen. Unter Robin Dutt versprach sich Arnautovic eine neue Chance, der neue Trainer rechnete mit ihm. Zumindest offiziell.

Doch Dutt kalkulierte Arnautovic zunächst auf die Bank. Trotz des Zugeständnisses vor Saisonbeginn bekam der ehemalige Mailänder Champions-Leage-Sieger-Kaderangehörige keine Einsatzminuten. Erst bei den Niederlagen der Bremer gegen Dortmund und Gladbach kam Arnautovic wieder ins Spiel. Es sollten seine beiden letzten Partien im grünen Dress werden.

Last-Minute-Transfer

Am letzten Tag der Transferperiode vermeldete Stoke die Verpflichtung. Der 24-Jährige wechselt für 2,35 Millionen Euro und unterschreibt einen Vierjahresvertrag. Zeitpunkt und Ablösesumme lassen einen Räumungsverkauf vermuten. Werder wollte sich wohl des Wieners entledigen und selbst noch ein bisschen Ablöse kassieren. Einst hatte der Verein mehr als sechs Millionen Euro für den Spieler bezahlt. Gute Geschäfte sehen anders aus. Arnautovic selbst dürfte sich verpokert haben, das erhoffte Angebot eines Großklubs blieb aus.

Die Premier League ist für Arnautovic nach turbulenten Jahren die nächste Herausforderung. Die Hoffnung auf eine Leistungsexplosion nach dem Tapetenwechsel bleibt, auch im Hinblick auf seine Auftritte im Nationalteam. Und wenn sich Arnautovic bald das Töpfermuseum angesehen hat, gibt es in Stoke-on-Trent auch wenige verbleibende Ablenkungen. (Andreas Hagenauer, derStandard.at, 2.9.2013)