Wien - Rund um die Immobiliendeals des Innenministeriums im Jahr 2008 prangert die grüne Bautensprecherin Gabriela Moser neue Details an. Wie berichtet, hat der Integrationsfonds, der dem Ressort untersteht, in der Amtszeit von Maria Fekter (ÖVP) 167 Wohnungen in der Brigittenau und in Simmering ohne Ausschreibung an einen privaten Investor verkauft - und zwar um knappe 1,2 Millionen Euro, was einem Verkaufspreis von rund 7000 Euro pro Stück entspricht.

An einem anderen Standort, in der Simmeringer Hauptstraße, so kritisiert Moser nun, habe der damalige Vize-Chef und heutige Leiter des Integrationsfonds, Franz Wolf-Maier, selbst eine 64-Quadratmeter-Wohnung erworben - zwar um 50.000 Euro, aber immer noch um "30 bis 50 Prozent günstiger, als marktüblich war", wie die Grüne vorrechnet. Sie vermutet dahinter "ein Insidergeschäft", mit dem "indirekt die Republik geschädigt" wurde. Hintergrund: Der Integrationsfonds vermittelte Asylwerbern unter anderem billige Unterkünfte für ihren Neustart.

Alles von oben abgesegnet

Im Integrationsfonds weist man Mosers Vorwürfe zurück. Als Vize-Geschäftsführer sei Wolf-Maier nicht für die Wohnagenden des Integrationsfonds zuständig gewesen, so ein Sprecher der Einrichtung. Dazu sei vor dem Wohnungskauf ein unabhängiges Gutachten erstellt worden, wonach die Immobilie damals rund 46.000 Euro Wert gewesen sei. Wolf-Maier, der bis heute dort wohnt, habe also "zehn Prozent mehr über dem effektiven Wert" bezahlt. Und überhaupt: Das zuständige Kuratorium, in dem neben dem UNHCR auch Vertreter diverser Ministerien sitzen (nämlich aus dem Innen-, Außen-, Wirtschafts-, Finanz- und dem Unterrichtsressort), habe den Verkauf damals abgesegnet.

Mühsame Mieter

Ähnlich argumentierte der Integrationsfonds, als Moser das Geschäft mit einem Investor rund um 167 Wohnungen des Fonds publik gemacht hat. Reinhold Frasl, soeben aus dem Urlaub zurück, verteidigt im Standard-Gespräch den Deal rund um die Gebäude Stromstraße 18-20 und Trinkhausstraße 10. Als Interessent sei Frasl, dessen Firma zuvor für die Verwaltung der Häuser zuständig war, vom Integrationsfonds offiziell aufgefordert worden, ein Angebot zu legen. Die Häuser seien in den 1960er-Jahren erbaut und sanierungsbedürftig gewesen, sodass er - weil er die Wohnungen als Paket übernehmen wollte - wohl den Zuschlag bekommen hat.

Als Käufer durfte er nicht in bestehende unbefristete Mietverträge eingreifen, die etwa die Hälfte der erworbenen Wohnungen in der Trinkhausstraße betreffen. Die meisten der Unterkünfte werden bis heute von Tschetschenen bewohnt, wie Frasl betont - "und das ist nicht lustig, die zu betreuen", denn: "Im Stiegenhaus wird uriniert", und die Waschküchen seien in einem argen Zustand.

Dass der Zuschlag aus "Freunderlwirtschaft" erfolgte, wie Moser argwöhnt, weist Frasl zurück. Ebenso, dass seine Jagdausflüge mit dem ÖVP-nahen Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly etwas damit zu tun gehabt haben könnten: "Ich gehe als Unternehmer mit vielen Leuten jagen, auch mit SPÖlern."

Das Innenressort war bisher trotz mehrmaliger Anfragen zu keiner Stellungnahme bereit. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 3.9.2013)