Die Pasterze am Fuß des Großglockners um das Jahr 1900 (oben) und um 2000 (unten). Der größte Gletscher Österreichs litt sichtbar unter der Verrußung. 

Foto: Sammlung der Gesellschaft für ökologische Forschung
Foto: Sammlung der Gesellschaft für ökologische Forschung, Wolfgang Zängl

Wien - Zwischen Anfang des 15. und Mitte des 19. Jahrhunderts war es in Europa das letzte Mal so richtig kalt. Mitte des 17. Jahrhunderts und auch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts drangen in den Alpen die Gletscher so weit vor, dass sogar Dörfer zerstört wurden.

Dieser Vorstoß der Alpengletscher während der Kleinen Eiszeit endete Mitte des 19. Jahrhunderts ganz plötzlich: Zwischen 1860 und 1930 zogen sich die Gletscher in den Alpen um durchschnittlich einen Kilometer zurück, obwohl die Temperaturen in dieser Zeit niedriger als im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert waren und die Niederschlagsmengen praktisch unverändert blieben.

Was aber hat zum massiven Gletscherschwund bereits zwischen 1860 und 1930 geführt? Ein internationales Forscherteam um den Klimaforscher Georg Kaser (Uni Innsbruck) hat dieses Rätsel im Fachblatt "PNAS" gelöst. Offensichtlich waren die rasant steigenden Rußemissionen durch die Industrialisierung für den Gletscherrückgang verantwortlich.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einem rasanten Anstieg des Kohleverbrauchs, die freigesetzten Rußpartikel landeten auch auf den Gletschern. Der Ruß lagerte sich dabei aufgrund der Temperaturinversion vor allem in den unteren Bereichen der Gletscher ab und beschleunigte dort wegen der geringeren Reflexion des Sonnenlichts die Schnee- und Gletscherschmelze, wie die Forscher ermittelten. (APA/tasch, DER STANDARD, 3.9.2013)