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Thomas Frühmann schaut auf sein Pferd The Sixth Sense, und das Pferd dankt es ihm.

Foto: APA/EPA/Koszticsak

Wien - "In meinem Alter", sagt Thomas Frühmann, dessen Geburtstag sich heuer am 23. Jänner zum 62. Mal gejährt hat, "in meinem Alter kann man sich nicht mehr an alles erinnern." Sehr wohl und sehr gut erinnert er sich an seinen neunten Meistertitel im Springreiten, den holte er am Sonntag in Ebreichsdorf. Nicht mehr ganz so gut erinnert sich der Wiener, der in der Nähe von Linz lebt, an seinen achten Meistertitel, der liegt vierzehn Jahre zurück. Und der erste Titelgewinn? "Ich bilde mir ein, das war 1977", sagt Frühmann, "und ich bilde mir ein, das Pferd hat F.B.I. geheißen." Da hat er, der völlig richtig liegt, sich selbst und sein Erinnerungsvermögen also unterschätzt.

Frühmann überraschte die Gegner, vor allem wurde auch er von "The Sixth Sense" überrascht. Die "Sense", wie Frühmann das Ross der Einfachheit halber nennt, ist erst das fünfte Turnier heuer gegangen. Der westfälische Wallach wird geschont, seit ihm eine Fesselträgerverletzung zu schaffen macht. "Er hatte auch heuer schon sieben Monate Pause", sagt Frühmann, der die Einsätze seines Pferdes behutsam plant. Möglich, dass sich beim Vienna Masters ab 19. September auf dem Rathausplatz noch ein solcher Einsatz ausgeht. Aber auch da geht Frühmann auf Nummer sicher. Am Montag war er - wie so oft - "auf dem Weg in den Stall, um zu sehen, wie es der Sense geht".

Seit 2004 bildet Frühmann mit The Sixth Sense ein Paar, gekauft wurde der Braune von Serena Hamberg, mit der Frühmann einst ein Ehepaar gebildet hat. Er schätzt sich glücklich, mit seiner Exfrau in derart gutem Einvernehmen zu stehen, dass sie ihm "mit den Pferden völlig freie Hand lässt". 2006, als Frühmann die "Riders Tour" gewann, gewann The Sixth Sense den Titel "Bestes Sprungpferd der Welt".

62 ist kein Alter für einen Mann, schon gar nicht für einen Reiter, und 17 kein Alter für ein Turnierpferd. "Da gibt es etliche, die genauso alt oder älter sind", sagt Frühmann. "Es haben sogar schon 20-jährige Pferde Große Preise gewonnen." Sogesehen kann er sich noch einige Erfolgsritte vorstellen, schließlich sei die Sense "ein echter Spitzensportler. Es gibt Pferde, denen es nicht guttun würde, nur auf der Koppel zu stehen. Die Sense ist ein solches Pferd."

Frühmann nennt dieses Pferd "eine Mischung aus Mozart und Freddie Mercury", und er kündigte bereits an, dereinst gemeinsam mit The Sixth Sense in Sportpension gehen zu wollen. "Außer", sagt er freilich nun, "außer es kommt wieder so ein Pferd daher, mit dem man unbedingt weitertun muss." Sollte dieser Fall eintreten, würde sich Frühmann an seine Pensionspläne plötzlich nicht mehr erinnern können. (Fritz Neumann - DER STANDARD, 3.9. 2013)