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Bei den Sprachstandsfeststellungen wiesen 25,6 Prozent der insgesamt 52.700 neu eingetretenen Kinder sprachlichen Förderbedarf auf.

 

Foto: reuters/KAI PFAFFENBACH

Wien - Jedes vierte Kindergartenkind hat sprachlichen Förderbedarf. Das zeigen die im Kindergartenjahr 2012/13 durchgeführten Sprachstandsfeststellungen. Insgesamt wurden diesmal 80.200 Kinder getestet, bei 23,3 Prozent wurde Förderbedarf festgestellt. Das sind in etwa jene Werte, die bereits vor Auslaufen der sprachlichen Frühförderung im Jahr 2010 ermittelt wurden. Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) will nun wesentlich mehr Mittel für die Frühförderung aufwenden und verlangt einen "Systemwechsel im Budget".

"Früher investieren"

Derzeit würden jährlich 3,5 Milliarden Euro für Arbeitslose aufgewendet, davon rund eine Milliarden Euro allein für Arbeitsmarkt- und Arbeitslosenverwaltung, aber nur zehn Millionen Euro für sprachliche Förderung im Kindergarten. "Das ist eine totale Schieflage, das kann es nicht sein", erklärte Kurz in einer Stellungnahme. Besser sei es, "Arbeitslosigkeit früher zu verhindern, als später zu verwalten": "Wir müssen früher investieren anstatt später reparieren." Bis 2020 müsse daher das Budget umgeschichtet werden, und zwar "von der Arbeitslosenverwaltung in Frühförderung und Schulbeginn".

70 Millionen für zweites Kindergartenjahr

Konkret verlangt Kurz ein zweites Kindergartenjahr. Dieses solle gratis sein und - unabhängig vom Migrationshintergrund - für jene verpflichtend, die Sprachprobleme haben. Die Kosten dafür beziffert er mit 70 Millionen Euro pro Jahr. Außerdem müsse es kleinere Gruppen, mehr Begleitpersonal und einen stärkeren Fokus auf die Grundkompetenzen Sprache, Lesen, Schreiben und Rechnen geben. Auch höhere Gehälter für Kindergartenpädagogen und Volksschullehrer sind für ihn denkbar. Diese Aufwertungsmaßnahmen würden noch einmal 100 bis 200 Millionen Euro kosten.

Bei den Sprachstandsfeststellungen wiesen 25,6 Prozent der insgesamt 52.700 neu eingetretenen Kinder sprachlichen Förderbedarf auf. Von den bereits im Jahr davor als förderwürdig eingestuften Kindern wurden bei rund 19 Prozent erneut Mängel festgestellt.

Länder erhalten fünf Millionen jährlich

Seit August 2012 gilt eine neue 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern über die Sprachförderung im Kindergarten. Die Länder erhalten demnach bis 2014 jährlich fünf Millionen Euro vom Bund, wenn sie die Mittel entsprechend kofinanzieren. Mit dem Geld sollen Fördermaßnahmen für drei- bis sechsjährige Kinder mit Sprachproblemen finanziert werden. Eine alte, ähnliche Regelung war 2010 ausgelaufen.

Die Sprachstandsfeststellungen werden durch die Bundesländer beziehungsweise die Kindergartenpädagogen durchgeführt. Heuer werden diese erstmals durch den Österreichischen Integrationsfonds begleitet, der die Frühförderung evaluiert. 

SPÖ gegen Umschichtung

Die SPÖ ist gegen Budgetumschichtung von für den Arbeitsmarkt bestimmten Finanzmitteln hin zur sprachlichen Frühförderung. "In Zeiten eines europaweiten Anstiegs der Arbeitslosigkeit davon zu sprechen, dass das Budget für Arbeitslose und AMS-Verwaltung gekürzt werden soll, ist eine weitere Verunsicherungs-Idee der ÖVP", so Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos (SPÖ) in einer Aussendung.

Die SPÖ habe sinnvollere Pläne zur Frühförderung, die nicht zulasten Arbeitsloser gingen, meinte Darabos. Verlangt wird etwa der flächendeckende Ausbau von Krabbelstuben, Kinderkrippen und Kindergärten sowie ein zweites verpflichtendes Gratis-Kindergartenjahr ab dem vierten Lebensjahr. "Damit soll die individuelle frühe Förderung unserer Kinder sichergestellt und die Sprachkompetenz verbessert werden", so Darabos. (APA, 3.9.2013)