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Die Linzer Eisenbahnbrücke steht vor dem Abriss

Foto: Peter Hirhager/APA

Linz - Die 112 Jahre alte Linzer Eisenbahnbrücke darf abgerissen werden. Das Bundesdenkmalamt hat die offizielle "Bewilligung der Zerstörung" erteilt, wie Eigentümerin ÖBB am Dienstag mitteilte. Während der Linzer ÖVP-Vizebürgermeister Erich Watzl den Bescheid "mit Kopfschütteln" zur Kenntnis nahm, herrschte bei seinem SPÖ-Pendant Klaus Luger Erleichterung. Letzterer will nun rasch einen Neubau vorantreiben will. Wenn es ohne Komplikationen abgeht, könne man in fünf Jahren über eine neue Donauquerung verfügen, zeigte er sich in einer Pressekonferenz mit Verkehrslandesrat Reinhold Entholzer optimistisch.

Die Eisenbahnbrücke stand bisher unter Denkmalschutz. Da sie stark verrostet ist und eine Sanierung teuer und technisch schwierig wäre, haben die ÖBB vor gut einem Jahr die Entlassung daraus beantragt. So lange diese Entscheidung ausstand, hingen andere verkehrsplanerische Weichenstellungen in der Warteschleife fest - etwa die zweite Straßenbahnachse, sowie die Frage, ob die Brücke ersetzt oder durch eine zweite ergänzt werden soll.

Erste Gespräche

Nachdem die Brücke nun aus dem Denkmalschutz entlassen wurde, will Linz einen Neubau zügig vorantreiben. Für Luger ist es "völlig klar", dass die Stadt hier die Federführung übernehmen werde. Bereits am Dienstagnachmittag waren erste Gespräche auf Beamtenebene angesetzt. Eine Runde zwischen den Spitzen von Stadt und Land sei ebenfalls bereits geplant, wie Entholzer sagte. Im nächsten Gemeinderat will Luger einen Grundsatzbeschluss für eine neue Brücke vorschlagen - "bisher haben wir ja immer nur Resolutionen verabschiedet" - und eine rasche Ausschreibung erwirken.

Grob umrissene Pläne für die Brücke gibt es bereits. "Wir fangen ja nicht bei Null an", so Luger. Das Bauwerk soll demnach eigene Spuren für Pkw, Busse, Radfahrer, Fußgänger sowie die Straßenbahn bieten und um die 24 Meter breit sein. Die Kostenschätzung aus dem Jahr 2011 liegt bei etwa 60 Mio. Euro. Die Investition, die sich Land, Stadt und ÖBB teilen sollen, will der Vizebürgermeister auch durch die Ausschreibung steuern: Keinesfalls wolle er einen reinen Architekten-, sondern vielmehr einen Teamwettbewerb haben, um einen späteren finanziellen "Aha-Effekt" zu vermeiden.

Trauer um "Technik-Juwel"

Für die ÖBB ist die Brücke Teil des Gesamtpaketes zum Thema Oö. Regionalbahnen. Luger geht davon aus, dass die ÖBB die Brücke freigeben werden, sobald eine Entscheidung über die Zukunft der Mühlkreisbahn gefallen ist. Er will das Bauwerk aber noch so lange wie möglich - am besten bis eine neue Donauquerung steht - für den Pkw-Verkehr nutzen und dazu das Gespräch mit den Bundesbahnen suchen. Aufgrund der Baufälligkeit sei aber völlig unklar, wie lange man die alte Brücke noch verwenden könne. Bereits jetzt darf man dort nur mehr mit maximal 30 km/h fahren.

Watzl, der bisher immer für einen Erhalt der Brücke eingetreten war, ist nach wie vor für den Erhalt des "Technik-Juwels". Er will, dass eine neue Brücke für den Fahrzeugverkehr errichtet wird und die alte für Fußgänger, Radfahrer und Bim zur Verfügung steht. Auch der Verein "Rettet die Eisenbahnbrücke" ist enttäuscht. Er ortet mangelnde Transparenz bei der Entscheidung des Denkmalamtes und hat die Volksanwaltschaft eingeschaltet, wie er in einer Pressekonferenz berichtete. (APA, 3.9.2013)