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Federer ging in New York traurig und zeitig ab.

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New York - An dieser Stelle hätte gut und gerne eine Vorschau auf das "Traumviertelfinale", wie es viele im Vorhinein bezeichnet hatten, bei den US Open stehen können. Über viele Jahre hinweg war dieses Duell mit schöner Regelmäßigkeit unter "Traumfinale" gelaufen. Aber als Nummer sieben, die Roger Federer, der 17-fache Grand-Slam-Turniersieger, in der Tennisweltrangliste nur noch ist, muss man eben früher gegen (andere) Große ran. Also gegen Rafael Nadal in dem Fall.

Doch während der spanische Weltranglistenzweite nach seiner Verletzungspause ein feines Comeback hingelegt hat und mit einem 6:7 (4), 6:4, 6:3, 6:1 über den Deutschen Philipp Kohlschreiber standesgemäß im Viertelfinale steht, wirkte Federer beim 6:7 (3), 3:6, 4:6 im Achtelfinale gegen Tommy Robredo zeitweilig wie ein Schatten seiner selbst. Robredo also spielt nun mit Nadal ums Semifinale, und für Federer ist der Traum zu Ende.

Mangel an Selbstvertrauen

Abgeschrieben wurde der Schweizer in der Vergangenheit schon öfter. Bisweilen konnte er seine Kritiker immer widerlegen. Aber heuer? Heuer scheint etwas anders. Dass er sich im Alter von 32 Jahren hie und da nicht mehr ganz so flott und wendig über den Platz bewegt, erscheint logisch. Aber dass der 77-fache Turniersieger so grundlegende Fähigkeiten wie Antizipation oder Nervenstärke ablegt, überraschte dann doch. Auch Robredo. "Er hat offenbar nicht mehr das Selbstvertrauen, das er als Nummer eins hatte", meinte der Spanier, der in der elften Begegnung erstmals gegen Federer siegreich blieb. Es war nicht so, dass Robredo ein überragendes Match gespielt hatte. Er spielte gut, aber keineswegs unschlagbar gut. Es war Federer, der immer wieder den Ball in die falsche Ecke spielte oder schlecht vorbereitet ans Netz kam. Er schien verzweifelt und frustriert. Von 16 Breakchancen nutzte er gerade einmal zwei. Zweimal gab er sein Servicespiel gar zu null ab. "Es war selbstzerstörerisch", konstatierte der Schweizer dann auch, "eine frustrierende Vorstellung."

Finalturnier gefährdet

Mit bisher nur einem Titel in diesem Jahr und - erstmals seit 2002 - ohne Erreichen eines Major-Endspiels ist nicht einmal die Teilnahme am Saisonfinale der besten acht Spieler des Jahres gesichert. Doch auch wenn Federer jetzt nicht in Panik verfällt ("Ich muss über diese Rückschläge hinwegkommen. Ich sehe darin kein Problem."), so scheint es doch, als sei seine Glanzzeit abgelaufen, diesmal endgültig.

Vielleicht muss er sich künftig schon glücklich schätzen, wenn er ein Major-Viertelfinale erreicht. Vermutlich wird er immer wieder sein großes Talent aufblitzen lassen. Federer ist und bleibt ein großartiger Tennisspieler. Aber andere - zumindest Nadal, Novak Djokovic und Andy Murray - sind mittlerweile besser. Das ist der ganz normale Lauf der Zeit. Und den kann nicht einmal ein Roger Federer aufhalten. (rie, DER STANDARD, 4.9.2013)