"Bin nicht gut genug für dich. Es liegt nicht an dir, es liegt an mir. Können wir Freunde bleiben?" Danke, und jetzt bitte das Whiskyglas.

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Pro
Von Doris Priesching

Neulich in Californication: Hank Moody, unser allerliebster Serienhurenbock, probt vor dem Spiegel die passende Schlussrede. Sie müsse in Wahrheit ein weißes Brautkleid tragen, und überhaupt stehe ihr nichts Geringeres als der siebente Himmel der Liebe zu. Nur er, Hank Moody, sei einfach nicht der Richtige dafür. Vor dem Spiegel sah das gut und leicht aus, so wie Hank Moody es eben gerne mag.

In echt endete es mit einem Schwall Whisky ins Gesicht des Vortragenden, mit öffentlicher Bloßstellung und in der Folge mit nicht enden wollendem SMS-Terror. Den hätte sich Hank auch nicht erspart, wenn er die schlechte Nachricht per Handy überbracht hätte, Whisky und Demütigung sehr wohl.

Ich darf von mir behaupten, noch nie in meinem Leben Schluss gemacht zu haben, schon gar nicht per SMS. Ich bin anhänglich wie ein Schaf, und es ist mir nicht peinlich. Was ich zu hören bekam, klang allerdings nach Hank Moody: "Bin nicht gut genug für dich. Es liegt nicht an dir, es liegt an mir. Können wir Freunde bleiben?" Danke, und jetzt bitte das Whiskyglas.

Kontra
Von Christoph Winder

Schlussmachen ist, wie das Anfangen, per se eine dramatische Sache, und jede dramatische Sache schreit nach Formen. Nicht zufällig verfügt der Gesetzgeber, dass - Stichwort: Schlussmachen - Testamente einem gewissen Formzwang unterliegen. Zu Recht. Wo kämen wir hin, wenn jeder dahergelaufene Moribunde einfach so beiläufig dahinfaseln dürfte, wer seine Aktiendepots und seine Goldbarren bekommt?

Dasselbe gilt für das Schlussmachen in Liebesdingen. Eine lustlos dahingerotzte SMS ("Hab mich gern!"), aber auch ein ätzender Facebook-Eintrag oder ein lapidarer Tweet werden der Ernsthaftigkeit der Sache nicht gerecht.

Die beste Lösung: sich beim Schlussmachen einfach formal gleich verhalten wie in der Anbahnungsphase, nur halt eben mit veränderten Vorzeichen. Wer seine Geliebte einst eroberte, indem er ihr öffentlich ein zuckersüßes Riesentransparent vors Fenster hing ("Chérie, ich kann ohne dich nicht sein!!!"), der hängt halt jetzt ein Transparent mit der Aufschrift "Schleich dich!" hin. Das ist stilvoll und zeugt von Herzensbildung. (Rondo, DER STANDARD, 6.9.2013)