Rom - Um 20.20 Uhr herrscht in der überfüllten Bar Ideale der Adriastadt Pescara völlige Stille. Die Augen mehrerer Hundert Menschen sind auf 17 Bildschirme gerichtet, auf denen die Ziehung der Staatslotterie übertragen wird.

"Mamma mia", stöhnt ein Mann, als die 46 erscheint. Viele der spannungsgeladenen Gäste wischen sich den Schweiß von der Stirn. Nach 65 Sekunden ist klar, dass 1000 Spieler in der Bar Ideale 600.000 Euro in den Sand gesetzt haben.

Das vom Experten Carlo Fagioli ausgeklügelte System konnte den Jackpot zu 51 Millionen Euro nicht knacken. Es war das bisher aufwändigste System der italienischen Lottogeschichte. Die 253 Spieler auf der Warteliste, die keinen der Systemscheine zu 600 Euro erhalten hatten, können nun nachträglich zufrieden sein und eventuell schadenfroh grinsen.

"Guiness-Buch" "Wir sind reif für das Guiness-Buch der Rekorde", tröstet sich Barbesitzer Massimo Baldassarre. In der Haut des Unbekannten, der gleich 20 Systemscheine gekauft hat, möchte er nicht stecken. In der staatlichen Lotteriegesellschaft SISAL dagegen reibt man sich die Hände: Der Zuwachs betrug am Mittwoch 73 Prozent - acht Millionen Lottoscheine mehr als bisher. Und für Samstag, wenn der Jackpot fast 56 Millionen Euro beträgt, wird ein neuer Rekord erwartet.

Die Chance, die sechs richtigen Zahlen zu erraten, steht bei 1:625.000.000. Gezogen werden sechs Zahlen von eins bis 90 und eine Zusatzzahl. Preise gibt es für den richtigen 5+1-Tipp sowie für Fünfer-, Vierer- und Dreier-Tipps. Die Gewinnsumme variiert nach der Zahl der Spieler. Der billigste Lottoschein mit zwei Zahlenreihen kostet einen Euro, Grenzen nach oben gibt es nicht. Der bisherige Rekord wurde im Februar 1999 bei Bari erzielt, wo ein Unbekannter mit einem Sechs-Euro-Schein 44,6 Millionen Euro kassierte. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD Printausgabe 1.8.2003)