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Nokia-Chef und Ex-Microsoft-Topmanager Stephen Elop und Microsoft-Chef Steve Ballmer.

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"Ein Kaufpreis von 5,44 Milliarden Dollar für Nokia ist schamlos billig", reagierte am Dienstag Kalle Killi, Gewerkschaftssprecher der höheren Nokia-Angestellten, empört auf die Übernahmenachricht. "Das ist kein reiner Zufall. Etwas ist passiert, was das hervorgezwungen hat", meinte er kryptisch. Das sei unter dem Strich doch viel zu wenig, kommentierten auch finnische Wirtschaftsexperten im Fernsehen. Der Verkauf der Handysparte an den US-amerikanischen IT-Riesen Microsoft sei "schmählich, aber unvermeidbar gewesen", äußerte sich der frühere Chef der Nokia-Handysparte, Anssi Vanjoki.

"Ich habe gemischte Gefühle, weil ich Finne bin"

Selbst hartgesottene Investoren bekamen feuchte Augen. "Ich habe gemischte Gefühle, weil ich Finne bin. Als finnischer Bürger kann ich diesen Deal nicht mögen", sagte Fondsmanager Juha Varis von Danske Capital.

Für die finnische Wirtschaft ist der Verkauf ein herber Prestigeverlust. Vom einstigen Vorzeigekonzern bleibt nur das schwankungsanfällige Geschäft mit Netztechnik, die kleine Navigationssparte Here sowie Lizenzgebühren für das Handyportfolio. Und ein Blick in die Zukunft des Restgeschäfts dürfte am Polarkreis für weitere Unruhe sorgen. In der Geschäftsführung von Nokia Siemens Networks sitzt kein einziger Finne.

Finnland ist Nokia und Nokia ist Finnland

Der größte privatwirtschaftliche Steuerzahler des nordischen Landes, der bisher auch für 40 Prozent aller privaten Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Finnland steht, galt lange als unantastbar. Einst hieß es, Finnland sei Nokia und Nokia sei Finnland.

Die Befürchtung geht um, dass die Amerikaner den Markennamen des Nationalkleinods rasch verschwinden lassen. Der Nokia-Konzern, der in seiner 148-jährigen Geschichte Produkte von Fernsehern bis hin zu Gummistiefeln verkaufte, verbleibt nun als Netzwerkausrüster. Eine Ära geht ins Grab.

Groll

Der Groll vieler Finnen über den Niedergang des langjährigen Handyweltmarktführers richtet sich vor allem gegen Nokia-Chef und Ex-Microsoft-Topmanager Stephen Elop. Finnische Gewerkschafter sehen in ihm ein trojanisches Pferd, das Ende 2010 nur zu Nokia gewechselt sei, um eine möglichst billige Übernahme vorzubereiten. Elop kehrt nun tatsächlich mit vollen Taschen zu den Amerikanern zurück - im virtuellen Gepäck 32.000 Mitarbeiter und vier Nokia-Spitzenmanager.

Doch auch Nokia-kritische Stimmen wurden am Dienstag laut. Der Handykonzern spiele in Finnland jetzt keine bedeutende Rolle mehr. Das sei gut für die Entwicklung des Landes, das so viele Jahre letztlich von einem Unternehmen regiert worden sei. (awa/kat, DER STANDARD, 4.9.2013)