Im September kommt Samsungs erste Smartwatch auf den Markt. Die Galaxy Gear funktioniert in Verbindung mit einem Galaxy-Smartphone.

Foto: derStandard.at/Riegler

Telefonieren mit der Galaxy Gear: Über das Adressbuch oder einen kleinen Ziffernblock.

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Der Lautsprecher befindet sich unter der Schließe der Uhr.

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Design-Detail: Schrauben.

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Im Armband ist eine Kamera integriert, mit der Fotos und Videos aufgenommen werden können.

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Die Smartwatch lässt sich um Apps erweitern, die eigens für die Uhr optimiert werden.

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"Welcome to the future": Begleitet von diesen Worten präsentierte Samsung auf der IFA am Mittwoch seine erste Smartwatch. Die Galaxy Gear ist der erste Versuch des Unternehmens, Funktionen eines Smartphones auf ein kleines Display am Handgelenk auszulagern beziehungsweise dem Handy einen handlichen Kumpanen zur Seite zu stellen. Der WebStandard konnte die intelligente Uhr bereits kurz ausprobieren.

Design

Schon bei Smartphones, Tablets und Laptops zeigt sich, wie wichtig vielen Nutzern das Design ist. Konnte Apple vor einigen Jahren mit weißen Geräten und einer sehr schlichten Formsprache frischen Wind in die einheitlich beigen und schwarzen PC- und Laptop-Gehäuse bringen, ist heute eine breitere Farbpalette im Angebot. Für viele sind Gadgets eben auch modisches Accessoire.

Für ein Gerät, das nicht in die Tasche gesteckt, sondern deutlich auffälliger am Handgelenk getragen wird, ist Design noch viel wichtiger. Uhren sind nicht nur Zeitmesser, sondern Statement. Ob das Design der Galaxy Gear gefällt, ist freilich Geschmackssache. Aber so viel kann objektiv beurteilt werden: Die Smartwatch ist kein zierliches Objekt, das sich dezent ans Handgelenk schmiegt. Mit ihren Abmessungen von 36,8 x 56,6 x 11,1 Millimeter schnallt man sich hier ein ordentliches Kaliber um. 

Science Fiction oder "K.I.T.T., bitte kommen"

Ein bisschen Science Fiction habe man damit ausdrücken wollen, erklärte Samsung-Manager Pranav Mistry bei der Präsentation der Uhr. Ob das gelungen ist, sei dahingestellt. Die Metallschrauben am Gehäuse muten eher wie Industriezeitalter an, und wer die Uhr zum Telefonieren ans Ohr hebt - der Lautsprecher befindet sich an der Schließe -, erinnert eher an "Knight Rider". Am Handgelenk der Autorin wirkte die Uhr zudem zwei Nummern zu groß.

Funktion

Nun ist Design nicht alles, und die Galaxy Gear hat auch einiges an Funktionen zu bieten. Hier hat sich Samsung durchaus einige clevere Dinge einfallen lassen. Smart Relay ist eines davon. Hier muss vorab erklärt werden, dass die Smartwatch nur mit einem Galaxy-Smartphone zusammen in vollem Funktionsumfang genutzt werden kann. Nachrichten, eingehende Anrufe, SMS und andere Benachrichtungen werden auf dem 1,63 Zoll großen Display angezeigt. Nun kommt Smart Relay ins Spiel. Will man beispielsweise ein E-Mail in vollem Umfang lesen, steht es dank der Verbindung der beiden Geräte sofort am Smartphone bereit, wenn man danach greift.

Theoretisch praktisch ist auch die Sprachbedienung. So kann man per Sprachbefehl über S Voice ein Telefonat initiieren, den Wecker stellen oder einen Kalendereintrag notieren. Im kurzen Test hat das allerdings nicht so recht funktionieren wollen. Zu telefonieren und dabei die Hände frei zu haben ist zwar ebenfalls nützlich, aber keine Besonderheit der Smartwatch. Bedient wird die Uhr ansonsten mittels Wischgesten und einem Power-Button. Im kurzen Hands-on war die Performance der Uhr - im Inneren tickt ein 800-MHz-Chip - nicht herausragend. Teilweise reagierte der Touchscreen verzögert, was jedoch auch an den Ausstellungsstücken liegen kann. 

Apps

Von Anfang an ist die Galaxy Gear durch Anwendungen erweiterbar, die über Samsung Apps zur Verfügung stehen. Beispielsweise gibt es Evernote, Path und Ebay bereits für die Smartwatch. Die Apps können aber nicht über den Android-Store geladen werden, denn für die Uhr müssen sie erst eigens angepasst werden.

Hier steckt noch einiges Potenzial in der Galaxy Gear. Beispielsweise im Bereich Augmented Reality (AR), immerhin besitzt die Uhr auch eine 1,9-Megapixel-Kamera. Um damit wichtige Momente im Leben festzuhalten und diese sofort mit Freunden zu teilen - wie es Samsung bewirbt -, ist die Kameraauflösung doch sehr niedrig. Mit AR-Apps könnte die Kamera aber von größerem Nutzen sein, etwa um Informationen zur Umgebung anzuzeigen.

Laufzeit

Wie lang der 315-mAh-Akku durchhält, konnte in der kurzen Testzeit nicht ausprobiert werden. Samsungs eigene Angaben von etwa 25 Stunden sind aber schon auf dem Papier etwas enttäuschend. Wer die Uhr also mit dem Smartphone ähnlich intensiv nutzt, wird sie wohl auch ähnlich oft wieder an die Steckdose hängen müssen. 

Fazit

Samsungs smarter Zeitmesser liefert mehr Funktionen als bisherige Smartwatches. Diese allerdings nur in Verbindung mit einigen bestimmten Galaxy-Geräten. So werden das Note 3 und das Note 10.1 unterstützt, ebenso das Galaxy S4 nach dem Update auf Android 4.3. Mit einem Preis von 299 US-Dollar kommt die Uhr schon an günstige Smartphones heran.

Ein endgültiges Urteil über die Galaxy Gear zu treffen ist angesichts der kurzen Testzeit nicht möglich. Allerdings macht die Smartwatch auf den ersten Blick nicht den Eindruck, dass sie halten kann, was sich viele Marktbeobachter von ihr erwarten: das nächste große Ding nach Smartphones und Tablets zu werden. (Birgit Riegler aus Berlin, derStandard.at, 5.9.2013)