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11. September 2012, Happel-Stadion: Österreich (Christian Fuchs, Emanuel Pogatetz) verliert gegen Deutschland (Miroslav Klose) 1:2. Am 6. September 2013 begegnet man einander in München.

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David Alaba ist am Donnerstagvormittag heimgeflogen. Keine Sorge, der Ausnahmekicker ist fit wie ein Fußballschuh. Das WM-Qualispiel gegen Deutschland findet eben in München statt. Eine österreichische Boulevardzeitung (Name der Redaktion bekannt) hat behauptet, Alaba sei verletzt. Das muss ein Irrtum sein, der Betroffene versicherte, nichts davon zu wissen oder zu spüren.

Am Abend fand in der Allianz Arena das Abschlusstraining statt, Alaba zeigte seinen 23 Kollegen das noch leere Wohnzimmer, wobei es die Bundesligalegionäre kennen, alle haben dort schon gegen Bayern und Alaba verloren. Am Freitagabend werden mehr als 68.000 Möbel da sein, das Stadion ist ausverkauft. Das Kontingent für die österreichischen Fans war binnen eines Tages abgesetzt, 6800 reisen an. Alaba sagt: "Wir wollen Geschichte schreiben." Wobei die Geschichte in erster Linie aus Niederlagen besteht.

Traurige Vergangenheit

Der bisher letzte Erfolg auf deutschem Boden gelang vor 82 Jahren, 1931 in Berlin (6:0). Alaba geht nicht davon aus, "dass meine Großeltern da schon geboren waren". Insgesamt verzeichnete der kleine Nachbar in 38 Partien acht Siege, drei vor dem ersten Weltkrieg, drei in der Zwischenkriegszeit. 1978 war das legendäre, abgelutschte 3:2 in Córdoba, 1986 wurde das renovierte Happel-Stadion mit einem 4:1 eröffnet. "Die Vergangenheit ist egal", sagt Teamchef Marcel Koller. Zur Beunruhigung stellt der Schweizer klar: "Alle Vorteile liegen bei Deutschland." Was kein Nachteil sein müsse, denn die Wahrheit liege auf dem Platz. Koller entschuldigte sich für diese Phrase. Dass Joachim Löw einen Sieg der Deutschen versprochen hat, wurmt den Teamchef überhaupt nicht. "Was soll er sonst sagen? Er kann ja nicht behaupten, dass er Angst hat und Österreich Favorit ist."

Wie man gegen den Weltranglistenzweiten bestehen kann, ist theoretisch simpel, praktisch kompliziert. Koller: "Schnell umschalten, Pressing, hellwach sein, im richtigen Moment riskieren, Mut zeigen, Spaß haben." Das wohl entscheidendere Spiel um den zweiten Platz in der Gruppe C ist jenes am Dienstag in Wien gegen Irland. Das gibt aber keiner zu. Kapitän Christian Fuchs. "An Irland denken wir nicht."

In den jüngsten beiden Heimspielen gegen die Deutschen überzeugte das ÖFB-Team, die beiden 1:2-Niederlagen waren auch auf Pech zurückzuführen. Auswärts hat man zweimal 2:6 verloren, und das war noch ein Glück. Fuchs: "Wir haben sie zweimal an den Rand einer Niederlage gebracht." Wie man sie zu einer Niederlage ohne Rand bringt? "Das ist eine schöne Frage, aber ich habe keine Antwort darauf. Ich spucke keine großen Töne. Wir sind nicht nach München gekommen, um nur eine schöne Figur abzugeben. Wir wollen etwas mitnehmen."

Deutschland will freilich nichts hergeben, das ist ein klassischer Interessenkonflikt. Philipp Lahm bestreitet sein 100. Länderspiel, zu so einem Anlass nimmt man lieber. Miroslav Klose hat vor, sein 68. Tor zu erzielen und die Bestmarke des Gerd Müller einzustellen. Dass Michael Ballack vor Anpfiff für seine Verdienste um den deutschen Fußball geehrt wird, sollte keine Auswirkungen auf das Resultat haben.

Prüfungen für Almer

Koller gab die Aufstellung traditionell nicht bekannt, bei allen Trainingseinheiten war die Öffentlichkeit ausgesperrt. Fakt ist, dass Zlatko Junuzovic angeschlagen ist, Andreas Ivanschitz könnte ihn ersetzen. Martin Harniks Hüftbeuger muckt auf, es sollte aber mit dem Einsatz klappen. Marc Janko wird nicht der Startformation angehören, Andreas Weimann dürfte die mittlere Spitze sein. Vielleicht rochiert er mit Harnik, um die Deutschen zu verwirren. Marko Arnautovic wird an der linken Seite im Idealfall geigen, Koller sieht ihn nicht im Zentrum. Tormann Robert Almer fühlt sich "hervorragend". Ob es ein dankbarer Job sei, von Klose, Marco Reus, Thomas Müller oder Mesut Özil geprüft zu werden, "weiß ich wirklich erst nachher." Die Viererkette bilden György Garics, Aleksandar Dragovic, Emanuel Pogatetz und Fuchs, das zentrale Mittelfeld besteht aus Hausherr Alaba und Veli Kavlak.

Löw hat auch gesagt, dass Österreich "viel besser geworden ist. Sie sind mutig und angriffslustig, Koller hat ein System reingebracht. Trotzdem schlagen wir sie." Fuchs philosophiert: "Wenn man eine gewisse Großspurigkeit an den Tag legt, kann man auch tief fallen. Wir brauchen kein Wunder, nur eine tolle Leistung."  (Christian Hackl aus München, DER STANDARD, 6.9.2013)