Bild nicht mehr verfügbar.

"Made in EU" soll "Made in Poland" weichen.

Foto: AP/Lee Jin-man

Warschau - Die EU will, dass die Herkunft von Produkten klar gekennzeichnet ist. "Made in EU" sei dafür zu unspezifisch. Nun fürchten sich polnische Unternehmer, dass mit "Made in Poland" nicht viel zu reißen sein wird.

Polnische Unternehmerverbände haben die Regierung aufgefordert, gegen die zwangsweise Kennzeichnung von Waren mit dem Etikett "Made in Poland" einzutreten. Das enthalte eine von der EU-Kommission geplante Neuregelung der Bestimmung über Konsumentensicherheit (Consumer Product Safety Regulation, CPSR), berichtet die Zeitung "Gazeta Wyborza". Demnach soll die Möglichkeit wegfallen, die genaue Herkunft von Produkten durch die Aufschrift "Made in EU" zu verschleiern.

Vorurteile

Die Unternehmer fürchten, dass die Kunden im Ausland Vorbehalte gegen ihr Land haben. "Nicht alle Franzosen werden polnische Waren kaufen wollen, das ist traurig, aber wahr", erklärte Blanka Chmurzynska-Brown, Vorsitzende des Verbands der Kosmetikindustrie, der Zeitung. Viele französische Kosmetikkonzerne ließen einen Teil ihrer Produkte in Polen herstellen, so Chmurzynska-Brown. Diese Waren würden dann mit dem Schriftzug "Made in EU" gekennzeichnet.

Der Arbeitgeberverband Lewiatan weist außerdem darauf hin, dass bei vielen Produkten die Bestandteile aus verschiedenen Ländern kommen. Die geplante Regelung "macht die Produktion komplizierter", argumentierte der Verband in einem Schreiben und forderte die Regierung auf, bei der EU-Kommission auf die Beibehaltung von "Made in EU" zu drängen.

Vorbehalte

"Polen wird noch immer als Land wahrgenommen, in dem es keine entwickelte Industrie gibt", bestätigte Irena Eris, Gründerin und Mitinhaberin einer Kosmetikfirma, die Befürchtungen der Verbände. Als die Produkte der Marke "Dr Irena Eris" von der britischen Drogeriekette Boots angeboten wurden, kamen sie bei den Kunden nicht an - wegen der Aufschrift "Made in Poland", wie Kundenbefragungen ergaben. Nach Ansicht von Andrzej Gantner vom Verband der Nahrungsmittel-Produzenten (Polska Federacja Producentow Zywnosci) widerspreche die geplante Neuerung dem gemeinsamen Binnenmarkt. "Das ist ein erster Schritt in Richtung Protektionismus", so Gantner.

In Polen könnte die Aufschrift "Made in Poland" den polnischen Produzenten allerdings Pluspunkte bringen. Immer mehr Käufer achteten darauf, ob eine Ware auch in Polen hergestellt sei, so Miroslaw Januszewski von der Stiftung PEMI, die in Polen eine Werbekampagne für heimische Erzeugnisse startete. Etwa die Hälfte suche auf den Produkten nach Informationen, ob sie aus Polen stammen, so Januszewski. Eine Befragung von PEMI ergab, dass nur 13 Prozent der polnischen Firmen die Herkunft auf ihren Produkten hervorheben. (APA/red, derStandard.at, 6.9.2013)