Große Erfahrungskiste, großes Anliegen, viele "Ausnahmesituationen" am Markt: Eva Rechberg und Judith Sattlberger.

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"Personalmanagement ist nicht dazu da, Menschen liebzuhaben", postuliert Judith Sattlberger und klingt damit hart. Dass es so nicht gemeint ist, sondern lediglich zum Verabschieden von "Sozialromantik" gedacht ist, kommt im Nachsatz: "Sondern dazu, jeder und jedem die bestmöglichen Rahmenbedingungen für die Arbeit zu ermöglichen." Sattlberger war lange Jahre Personalleiterin bei einem IT-Unternehmen und hat sich dann, nach der Geburt ihrer Tochter, selbstständig gemacht. Das war vor drei Jahren. Genau da hat sie auch wieder mit Eva Rechberg, lange Jahre Branchenkollegin, zusammengefunden. Rechberg: "Es hat gepasst." Was da so kurz auf den Punkt gebracht wird, steht für einen geteilten Wertekanon in der Personalarbeit. Wovon Rechberg spricht, dafür steht ihre Expertise: als absolvierte Betriebswirtin kam sie zuerst in die Personalleitung von Rodenstock, war dann bei Ikea im Recruiting, folgend in der Telco-Branche, wo sie zuletzt für One den Aufbau gemanagt hat. Welche Dynamiken in Gang kommen, wenn in einer Abteilung plötzlich mehr neue als "alte" Mitarbeiter sind - davon kann sie eine Menge erzählen. Von den Schwierigkeiten beim Abbau und den Folgen für die verbleibende Belegschaft ebenso, das hat sie gleich im ersten Job bei Rodenstock gelernt.

Nach der One-Übernahme legte Rechberg eine Atlantik-Überquerung als Nachdenkpause ein, machte so wie Sattlberger eine Coaching-Ausbildung. Frage an beide: Wie gelingen solche beruflichen Veränderungs- und Neukonfigurationsprozesse - ohne dass man in Angst erstarrt oder panisch loslegt? Da antworten beide so klar wie komplex: "Mit einem guten Zugang zu sich selbst, damit, gut auf sich zu hören, gut auf sich aufzupassen." Das wiederum sei nun auch sehr oft Thema in ihren Beratungen von Führungskräften und Teams. Eigenes Erleben, gepaart mit Erfahrung und einem großen Anliegen für eine gute Human-Resources-Arbeit, habe den Weg zur eigenen Firma geplant, so Sattlberger, "und das ist jetzt ganz wunderbar". Am meisten zu tun, so die beiden, hätten sie derzeit in "HR Ausnahmesituationen", also Umbau, Abbau, Aufbau. Vor allem im Mittelstand. Mit Lehrgängen zum Thema, Fuß zu fassen, steht auch auf dem Plan. (kbau, DER STANDARD, 7./8.9.2013)