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Spekulationen über Sportidol Jágr.

Foto: Reuters/Cerny

Glaubt man Miroslav Kalousek, dann sind die tschechischen Wahlen Ende Oktober mehr als eine Richtungsentscheidung: "Es geht um nichts anderes als um die Freiheit", behauptet der Vizechef der liberalkonservativen Top 09. Kalousek spielt damit auf die Politik von Präsident Miloš Zeman an, dem er vorwirft, mit allzu großen Machtambitionen die parlamentarische Demokratie auszuhöhlen.

Zemans Anhänger wiederum versammeln sich vor allem in der Partei der Bürgerrechte (SPOZ), die diesmal gute Chancen hat. Bei den Sozialdemokraten (ČSSD), in allen Umfragen vorn, hat Zeman ebenfalls einflussreiche Freunde – aber auch erbitterte Gegner.

Die Stimmung ist aufgeheizt, nicht zuletzt wegen der jüngsten Korruptionsskandale. Ein perfektes Umfeld für neue Gruppierungen. Da ist etwa die Morgendämmerung der Direkten Demokratie des tschecho-japanischen Unternehmers Tomio Okamura; oder die Bewegung ANO des Milliardärs Andrej Babiš, der bessere Bedingungen für Unternehmer und Investoren verspricht, aber auch eine effektive Sozialpolitik.

Seit der Eishockeystar Jaromír Jágr die Hauptrolle in einem Werbespot für eine von Babiš' Firmen übernommen hat, wird auch über ein politisches Engagement des Sportlers spekuliert. "Auf unseren Wahlplakaten wird Jaromír nicht auftauchen, aber er hat uns seine Sympathie bekundet", sagte Babiš in einem Interview für die Tageszeitung MF Dnes. Deren Verlag Mafra hat Babiš neulich gekauft.

Besonders viel Aufmerksamkeit genoss zuletzt aber die Exjournalistin Jana Bobošíková, die auf EU-Kritik und nationale Töne setzt. In ihrer neuen Partei Kopf hoch versammeln sich unter anderem ehemalige Politiker der Bürgerdemokraten (ODS), Mitglieder der rechtsnationalen Initiative D.O.S.T. und Anhänger von Bobošíkovás bisheriger Partei Suverenita. Als Zugpferd für ihre Gruppierung hätte Bobošíková sich Expräsident Václav Klaus gewünscht. Dieser teilte vergangene Woche jedoch mit, er werde nicht kandidieren.

Bei der Präsidentschaftswahl 2008 trat Bobošíková übrigens für die Kommunisten gegen Klaus an – und zog ihre Kandidatur am Wahltag zurück. (Gerald Schubert aus Prag /DER STANDARD, 7.9.2013)