Vielleicht hätte man sie doch nicht so überschwänglich loben sollen - besonders nicht in der Bundeshauptstadt, wo der steirische Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) und sein Vize Hermann Schützenhöfer (ÖVP) als mutige Reformpolitiker herumgereicht wurden. Das Schulterklopfen scheint ihnen ein bissl zu Kopf gestiegen zu sein. Zurück in der Provinz gerieren sich die beiden seit Monaten als starke Maxis, die keinerlei Widerspruch dulden. Nicht in ihrer Sparpolitik, die auch Behinderte trifft, nicht bei der luxuriösen Ausstattung der Ski-WM in Schladming, nicht bei den Gemeindefusionen.
Die beiden hatten am grünen Tisch beschlossen, die Zahl der Gemeinden zu halbieren. So diktatorisch, wie es Voves und Schützenhöfer aber angelegt haben, konnte es nur in einem Aufruhr enden. Der überwiegende Teil der Bürgermeister ist ja nicht dagegen, manche wollen fusionieren, einige nur lose zusammenarbeiten. Aber sie wollen vor allem eines: mitreden. Und sie wollen zu Recht nicht verstehen, warum Voves und Schützenhöfer keine demokratischen Abstimmungen in den Gemeinden zulassen. In anderen Bundesländern sind diese ja auch üblich.
Dass vor allem die ÖVP-Spitze auch im Bund den Wahlboykott ihrer mehr als 100 Bürgermeister mit Achselzucken - eh nur ein paar Stimmen - hinnimmt, ist jedenfalls mutig. Zur Erinnerung: Bei der Nationalratswahl 1999 fehlten der ÖVP exakt 415 Stimmen auf Platz zwei. (Walter Müller, DER STANDARD, 7./8.9.2013)